Lobenberg: Die Füße der Reben stehen im Schiefer, Schwemmsanden, vulkanischen Anteilen. Eine sehr komplexe Bodenstruktur, die sich hier am Flussbett angereichert hat. Das Ganze steht unten an der Brücke und ist die kühlste Lage. Obwohl diese Lage tief liegt ist sie häufig auch die kargste. Die Brücke wird nur in ganz großen Jahren trocken ausgebaut. Sonst kommt hier nur Süßwein her. Es gibt noch keine endgültigen Analysewerte zum Zeitpunkt der Probe, aber alle GGs liegen 2018 zwischen 12% und 13% vol. beim Alkohol. 2018 hatten wir hier ein völlig anderes Mikroklima. Weil die Lage in der Talsohle liegt, der kälteste Punkt in der Nacht, somit ist hier die Tag-Nacht-Amplitude noch größer, weil die Brücke kein Steilhang ist. Gleichzeitig gibt es durch die Flussnähe auch eine gewisse Abkühlung, der Nachteil für die trockenen Weine ist hier meist, dass es dadurch auch schneller Botrytis gibt, daher muss man extrem aufpassen und gut auslesen. Andererseits entstehen so eben auch die besten Süßweine hier. Die Botrytis kommt hier aber nur durch den Morgennebel und trocknet dann tagsüber ein in guten Jahren, es gibt keine Fäulnis aus zu feuchten Böden. Wir haben in der Brücke immer auch eine verlängerte Reifeperiode. Das Brücke GG der Versteigerung ist immer eine penibelste Auslese mit unglaublich viel Manpower. Klar gibt es durch dieses ganz spezielle Terroir dieser Lage eben nicht jedes Jahr einen trockenen Spitzenwein, die Bedingungen müssen einfach komplett passen. Im Topjahr 2016 gab es zum Beispiel kein trockenes GG, da der Botrytisdruck zu hoch war. 2017 und 2018 hat alles gepasst. Die Nase ist ganz clean, total straighte und pure Rieslingfrucht mit irrer Mineralik. Und wow, der Mund ist ganz anders als alle anderen GGs bei Dönnhoff aus diesem Jahr. Wir haben gar keine Explosion im Mund, wir haben eine Brücke, die fast so schmeckt als sei sie 18 Monate auf der Hefe gelegen. Immer sehr verschlossen, stramm und straff mit leichter Exotik im Hintergrund, aber auch eine unglaubliche, saftige Weichheit, eine Verspieltheit. Das ist das gleiche wie bei den Topburgundern wie La Tâche oder Romanée Conti, es knallt nicht mehr, sondern ist einfach feiner. So ist es hier bei der Brücke auch. Es gibt ja nur 600 Flaschen aus dieser Lage und die sind eben unendlich fein. Ein bisschen in einer anderen Art, etwas Reminiszenz an Kühns Schlehdorn, nur dass der natürlich länger auf der Hefe bleibt. Wir sind hier feiner und eleganter, weniger in dieser Hefelager Thematik, aber bei einer ähnlichen Feinheit. Das ist eine echte Delikatesse, aber man darf bitte nichts Krachendes erwarten, sondern etwas ultrafeines. Etwas, das gar keinen riesen Anspruch an den Trinker stellt, sondern ihm einfach nur schmeicheln will. 100/100