Zehnthof Luckert: Sylvaner Creutz *** 2024

Zehnthof Luckert: Sylvaner Creutz *** 2024

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

98–100
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2056
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 98–100/100
Suckling zu 2023: 99/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sylvaner Creutz *** 2024

98–100
/100

Lobenberg: Familie Luckert war in 2024 leider erneut stark von Frost getroffen, das kam nun in den letzten Jahren leider häufig vor für den Zehnthof. Die Erntemenge hat rund 40 Prozent eingebüßt. Der Silvaner war etwas weniger getroffen, große Verluste gab es vor allem bei den Burgundersorten. Es war ein kühleres Jahr, eher mittelreif und sehr fein balanciert. Die Säuren sind köstlich reif und seidig, was den schön schmelzigen Luckert-Stil noch unterstreicht. Der Creutz war leider schon vom Frost getroffen, daher gibt es nur ein einziges Barrique von dem Wein, nicht wie üblich ein 500 Liter Fass. Es ist kein Neuholz, sondern Drittbelegung. Ein absolutes Kuriosum aus dem südlichsten Teil des Sonnenbergs, ein uraltes Gewann namens Creutz. Eine sehr warme Lage auf Muschelkalk, mit stark erwärmbarer, leichter Lössauflage. Der letzte Weinberg, der die Flurbereinigung in diesem Örtchen „überlebt“ hat sozusagen. Die Reben sind in den 1870er Jahren gepflanzt worden und damit tatsächlich mehr als sagenhafte 140 Jahre alt und dementsprechend natürlich wurzelecht. Ein sehr kleiner Weinberg allerdings, es gibt nur 500 bis 600 Flaschen je nach Jahrgang. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Im Jahr 2009 vom Weingut Luckert übernommen und vor der eigentlich bevorstehenden Rodung „gerettet“ quasi und dann Stück für Stück wiederaufgebaut, rekultiviert. Ab dem Jahrgang 2012 wurde dann der erste Wein daraus gefüllt. Die Nase ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, denn einerseits wirkt sie total ausgeglichen, in sich ruhend, ganz ohne laut oder expressiv zu sein. Der 2024er Creutz begeistert mich noch mehr als der 2023er, das war eher seltener der Fall, weil 2023 so irre gut war. Aber Creutz 2024 ist ein Statement. Knalltrocken, unendlich fein und schwebend, das Holz tritt noch etwas mehr hervor als üblich, was mir gut gefällt. Der Wein fliegt. Hochverdichtet und vielschichtig ohne Ende, immer wieder neue Nuancen werden freigesetzt, enorm viel Melisse, Zitronenabrieb, Kräutertee, geballte Kraft im Samthandschuh. Man kann es wirklich schwer beschreiben, denn einerseits ist das der klar feinste Wein bei Luckert, andererseits hat er diese seidige, fast ölige Textur, die ihm die Textur eines großen Burgunders verleiht. Das ist das Highend des Silvaners, da gibt es wenig, wahrscheinlich nichts Vergleichbares aus dieser Sorte, denn Saalwächters Grauer Stein ist auch intensiver und anders. Unique und Weltklasse.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
99
/100

Suckling zu 2023 über: Sylvaner Creutz ***

-- Suckling zu 2023: This is the most extraordinary wine I ever had from the silvaner grape, thanks to its combination of gigantic concentration, purity and finesse. The flinty minerality is off the scale, but in no way dominant. Breathtaking vivacity and finesse with an almost endless finish. From vines planted around 1870, and therefore almost certainly the oldest silvaner vines in the world. From organically grown grapes. Drink from release.

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Sylvaner Creutz *** 2024