Zehnthof Luckert: Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2023

Zehnthof Luckert: Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Spätburgunder 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2040
fruchtbetont
saftig
Lobenberg: 96/100
Deutschland, Franken
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2023

96
/100

Lobenberg: Das Maustal ist eine nur vier Hektar kleine Steillage südlich von Sulzfeld. Karger Muschelkalk-Boden. Der Hang erstreckt sich in Süd-südöstlicher Ausrichtung direkt am Ufer des Mains. In 2020 gab es Frostschäden in Sulzfeld, daher sehr niedrige Erträge. Ein sehr spätreifendes Jahr durch den Frost, die Lese zog sich bis fast zum November hin. Alte Reben, die noch von der Vor-Generation gesetzt wurden. In 2023 wie im Vorjahr komplett entrappt, Luckerts sind wieder etwas weg gegangen von den Ganztrauben. Spontane Vergärung in offenen Eichencuves ohne Kaltmazeration, etwa 10 bis 12 Tage auf der Maische, also etwas kürzer als 2022. Nach dem Pressen dann eine gewisse Sedimentation der gröberen Hefe und mit der Feinhefe geht es für ein- bis eineinhalb Jahre zum Ausbau ins Barrique, ungefähr hälftig neue Fässer. Entsprechend ist die Nase wieder etwas heller in der Aromatik, es geht weg von der Würze und hin zur Frucht und zur Duftigkeit. 2023 war schwieriger für Spätburgunder als das traumhafte 2022, es war deutlich mehr Selektionsarbeit. Schon aromatisch etwas kühler als das wuchtige 2022, mehr Cool Climate in der Frucht, schwarze und rote Johannisbeere, Lorbeerblatt, Graphit und Veilchen. Im Mund kommt immer mehr Himbeermark hinzu. Rassig und kühl, aber mit satter Extraktsüße, sehr gut ausgewogen. Das ist ein wahnsinnig spannungsgeladener Pinot, nicht ganz so schokoladig-charmant wie 2022, sondern etwas ernster und stringenter im Angang. Toller Drive im Mund, prickelnde Johannisbeersäure mit cremiger Beeren-Unterlegung und feinstem Tannin. Das hat noch mehr Spiel und Saftigkeit als das Vorjahr und steht absolut auf Augenhöhe, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Der Stilwechsel weg von den Rappen hat dem Wein gut getan.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2023