Zehnthof Luckert: Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2022

Zehnthof Luckert: Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

Spätburgunder 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2042
fruchtbetont
saftig
Lobenberg: 97–98/100
Parker: 93/100
Deutschland, Franken
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2022

97–98
/100

Lobenberg: Das Maustal ist eine nur vier Hektar kleine Steillage südlich von Sulzfeld. Karger Muschelkalk-Boden. Der Hang erstreckt sich in Süd-südöstlicher Ausrichtung direkt am Ufer des Mains. In 2020 gab es Frostschäden in Sulzfeld, daher sehr niedrige Erträge. Ein sehr spätreifendes Jahr durch den Frost, die Lese zog sich bis fast zum November hin. Alte Reben, die noch von der Vor-Generation gesetzt wurden. In 2022 komplett entrappt, Luckerts sind wieder etwas weg gegangen von den Ganztrauben. Spontane Vergärung in offenen Eichencuves ohne Kaltmazeration, etwa 14 Tage auf der Maische. Nach dem Pressen dann eine gewisse Sedimentation der gröberen Hefe und mit der Feinhefe geht es für ein- bis eineinhalb Jahre zum Ausbau ins Barrique, ungefähr ein Drittel neue Fässer. Entsprechend ist die Nase wieder etwas heller in der Aromatik, es geht weg von der Würze und hin zur Frucht und zur Duftigkeit. Man wird aus der Kurve getragen von der Intensität von 2022. Eine Aromatik so dicht und kraftvoll wie 2018, aber feiner und eleganter, das wird vor allem im Mund schnell deutlich. Wir haben viel zerstoßene Himbeere, Lavendel, Rosenblätter, ein kleiner Touch Walderdbeere darunter. Zutiefst hedonistisch. Der Mund ist rasant, die Himbeere nimmt Fahrt auf, da ist richtig Spannung drin, saftig, grandiose Säurespur, die völlig natürlich am Stock gewachsen ist, keinerlei Ansäuerung. 2022 ist ziemlich nah an der Perfektion was die Balance zwischen Reife und Frische angeht, da hat das Jahr schon den sweet spot getroffen. Der Stilwechsel weg von den Rappen hat dem Wein gut getan. 2022 hat Luckert nicht nur Weltklasse in Silvaner, sondern auch in Spätburgunder.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Parker über: Spätburgunder Maustal Großes Gewächs

-- Parker: The 2022 Sulzfelder Maustal Spätburgunder GG is deep, intense and fleshy as well as pure and fresh on the nose that reveals discreetly toasty notes of fleshy cherries, cassis, violets and licorice. Silky, refined and very elegant on the palate, this is a full-bodied, tight and fresh, pretty linear and fruit-intense Pinot with fine, ripe tannins and a serious character. 13% stated alcohol. Screw cap. Tasted in October 2024.

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Spätburgunder Maustal Großes Gewächs 2022