Lobenberg: Ja, ich gebe zu, die Namen von Velichs Weinen sind nicht selbsterklärend. So auch »Darscho« – das ist der Name einer der vielen kleinen Lacken des Neusiedler Sees, die mitverantwortlich für das besondere Mikroklima dort sind. Lacken sind in der Eiszeit entstandene Mulden, in denen man Wasser und unterschiedliche Salze findet. Klar, Tiglat ist legendär, es ist der Wein, der Heinz Velich zu seinem hervorragenden, internationalen Ruf verholfen hat. Aber Darscho ist ebenfalls ein sehr individueller, reiner Chardonnay von 30 bis etwa 35 Jahre alten Reben. Selektive Handlese, dann nach etwas Standzeit als Ganztraube abgepresst. Anschließend Spontangärung im großen Holz, wo er dann noch für rund zwei Jahre auf der Vollhefe lagert, bevor er abgefüllt wird. Sehr spannende Nase, die quasi ein Drahtseilakt zwischen reduktiver Spannung und leicht oxidativen Noten ist. Präsente Rauchigkeit, Feuerstein, Streichholz, dann kommen geröstete Mandel und Walnuss dazu. 2022 ist kraftvoller, einen Hauch satter und dichter noch als der elektrisierende 21er. Reife Grapefruit, Zitronenschale, dann auch etwas frisches Heu, getrocknete Ananas und gegrillter Pfirsich. Am Gaumen mit toller Frische und Textur, grandioses Zusammenspiel aus dezentem Gerbstoffgrip und prägnanter, zupackender Säureader. Dann kommt etwas Schärfe von kandiertem Ingwerund gelber Apfel. Das ist so wunderbar texturiert, durchaus dicht und auch voluminös auf eine Art, aber bleibt dennoch total elegant dabei. Der Wein steht noch unfassbar lange am Gaumen mit brillanter, vibrierender Mineralität. Hinterlässt im Finale ein grandioses Spiel aus Salz, feiner Nussigkeit von Salzmandel, Grapefruit und dezent brauner Butter im Nachhall. Sehr eigenständiger, aber dadurch auch so großartiger Stoff. Wirklich stark!
