Weingut Bertram-Baltes: Spätburgunder Dernauer Pfarrwingert 2023

Weingut Bertram-Baltes: Spätburgunder Dernauer Pfarrwingert 2023

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Zum Winzer

2
Spätburgunder 100%
5
rot, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2043
3
Lobenberg: 96–97+/100
6
Deutschland, Ahr
7
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Dernauer Pfarrwingert 2023

96–97+
/100

Lobenberg: Ihre Wirtschaftsweise bezeichnen Julia Bertram und Benedikt Baltes als »kölsch-biodynamisch«, also biologisch mit biodynamischen Präparaten. Allerdings sind nicht alle Weine vollständig zertifiziert. In ihren Weinbergen arbeiten Bertram-Baltes mit Permakultur in Dauerbegrünung. Das ist in der Steillage mit alten Reben ein extremer Aufwand. Alle Weine werden komplett gleich bearbeitet, schon der Gutswein Handwerk wird händisch Beere für Beere selektiert auf dem Sortiertisch, bis hoch zu den Lagenweinen. Die spontane Vergärung findet in offenen Edelstahl-Gärständern statt. Bei Bertram-Baltes gibt es mittlerweile nahezu keine Barriques mehr, alles wird in 600 und 1200 Liter Fässern ausgebaut, keinerlei neues Holz. Den Weinen wird nichts hinzugefügt und nichts weggenommen. Vor der Füllung wird leicht geschwefelt, that's it. Die Reben im Pfarrwingert sind erst knappe 15 Jahre alt, dafür aber absolute Top-Genetik, alles Dichtpflanzung, tiefe Laubwände. Eben das grandiose Modell Bertram-Baltes. Und das führt dann zu diesem Eleganzwunder von einem Pinot Noir in 2023. Was für ein grandioser Stoff. Der Wein zieht sich salzig in die Tiefe, die florale Finesse vom Schiefer setzt sich durch, süß-salzige Himbeere, Sanddorn, roter Pfeffer, grüner Speck, Veilchen. Erstaunlicherweise ist der Pfarrwingert bei Baltes rotfruchtiger und heller in der Tönung als der Hardtberg, bei Weitem nicht so wuchtig und dunkel, wie diese Lage auch sein kann. Er hat schon sehr viel Substanz und Kraft, schiebt schon ungeheuerlich an aus seiner Tiefe. Die Puristik dieses Stiles ist schlicht atemberaubend. Das ist großer Spätburgunder ohne Makeup, ohne Fett, ohne Alkoholsüße und ohne Holzwucht, sondern ganz clean, fein, oldschool im allerbesten Sinne. So genial urwüchsig kann die Ahr schmecken! 96-98/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Weingut Bertram Baltes

Bertram-Baltes ist das dynamischste »Power-Couple« an der Ahr – und das, obwohl es im Grunde die Fortsetzung zweier in der Region tief verwurzelter Familientraditionen ist. Doch was hier passiert, ist nicht einfach nur Weinbau. Es ist ein Statement für Authentizität und Naturnähe.

Spätburgunder Dernauer Pfarrwingert 2023