Weedenborn: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2023

Weedenborn: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2023

Zum Winzer

Sauvignon Blanc 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
mineralisch
exotisch & aromatisch
Lobenberg: 94–95/100
Suckling: 95/100
Parker: 93/100
Deutschland, Rheinhessen
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2023

94–95
/100

Lobenberg: Das ist auf der einen Seite ein Ortswein, auf der anderen Seite eigentlich ein Terroirwein, denn er wächst komplett auf Terra Rossa. Der Weinberg liegt zwischen Morstein und Kirchspiel. Terra Rossa ist ein rotgefärbter Kalkstein bei Westhofen mit hohen Eisenanteilen. Die Reben sind schon deutlich über 20 Jahre alt und damit die ältesten Sauvignons im Weingut, diese Sorte ist ja noch nicht so lange in Deutschland unterwegs. Maischestandzeit, dann vergoren und immer im Stahl auf der Hefe verbleibend. Der Wein kommt immer ein Jahr später auf den Markt, der 2023 kommt also 2025, um ihm die nötige Fass- und Flaschenreife zu geben. Der Terra Rossa wird zu 60 Prozent im großen Holz von Stockinger ausgebaut, der Rest im Stahl, langer Hefekontakt für neun Monate. Spontan komplett durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker. Rauchige Fumé-Nase, die vom Kalkstein berichtet. Nach der Abfüllung bekommen die Weine nochmal rund neun Monate Flaschenreife vor dem Release. Dieser Wein spielt im Duft und Fülle als hätte er Barrique – was er aber gar nicht hat. Schon sehr erstaunlich. 2022 war für mich ein großartiger Sauvignon-Jahrgang, und jetzt sagt mir Gesine Roll, dass 2023 für sie der beste Jahrgang dieses Weines ever ist. Er setzt also nochmal einen drauf, das hätte ich nicht gedacht. Es nicht so grün wie 2021 aber auch nicht so üppig wie 2018, ziemlich perfekt ausgewogen wie das Vorjahr 2022, aber noch einen Ticken kühler und zugleich stoffiger. Es ist genau die goldene Mitte aus nicht zu lauter, aber total reifer Frucht. Eine saftige Agrumenfrucht steigt in Nase und Mund, feine Mirabelle, weiße Johannisbeere, sehr elegant, kalkig-straff. Es geht nie in die Breite bei Weedenborn. Es sind immer eher asketische, mineralische Sauvignon, total ungeschminkt, voll auf die Zwölf, aber – und das ist das Schöne bei Weedenborn: immer lecker!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
/100

Suckling über: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa

-- Suckling: A very sophisticated German sauvignon blanc with a wide spectrum of aromas, from yellow bell peppers to basil and tarragon via pink grapefruit and elderflowers. Very serious structure, in which discreet wood elements play an important role, but the fruit is every bit as exciting. Very long, cool and emphatically dry finish. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap.

93
/100

Parker über: Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa

-- Parker: The 2023 Westhofen Sauvignon Blanc Terra Rossa is deep, clear and remarkably refined on the unique and spicy nose that represents the Steingrube 'VDP.Erste Lage.' It vinified in 65% oval Stockinger oak vats of 1,600 liters. There is a coolish character in this wine that shows pure terroir aromas with stony as well as herbal notes intermingled with noble, rather discreet yet very elegant fruit. Bottled in early July, this is a dense, tight, extract-rich and (luckily) bone-dry Sauvignon. It is rich and intense enough anyway and doesn't lack for anything, least of all character and potential. This could be mistaken for a fine Graves white as well, and the saline and salivating finish, with its intensity, extract, fine tannins and spices, promises a remarkable future. To be released April 2025. 12.5% stated alcohol. Screw-cap closure. Tasted at the domaine in August 2024.

Mein Winzer

Weingut Weedenborn

Oberhalb von Westhofen, auf einer der höchsten Erhebungen Rheinhessens, liegt der Ort Monzernheim, dazwischen die berühmten Lagen Morstein, Benn und Kirchspiel. Mitten darin liegt das Familien-Weingut Weedenborn, das von Gesine Roll geführt wird.

Sauvignon Blanc Westhofen Terra Rossa 2023