von Winning: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs 2023

von Winning: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2031–2058
mineralisch
frische Säure
Lobenberg: 98–100/100
Falstaff: 99/100
Weinwisser: 95–96/100
Galloni: 94–96/100
Suckling: 94/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kirchenstück Großes Gewächs 2023

98–100
/100

Lobenberg: Das Kirchenstück, die Legende, die historische Spitzenlage in Forst. Ein bisschen der Gegenentwurf zum Pechstein allerdings, denn der Wein ist nie so laut, ist deutlich feiner, auch ein bisschen erhabener. Pechstein ist reiner Basalt und viel Kraft. Kirchenstück hingegen hat Basalt und Vulkangestein, aber auch ein bisschen Buntsandstein und Kiesel. Also unterschiedlichste Böden mit dem Schwerpunkt auf Vulkangestein. Dadurch ist das Kirchenstück immer etwas komplexer, multipler in der Persönlichkeit, aber auch geschliffener. Die Nase schreit eben nicht so laut »Hier bin ich!« wie der Pechstein. Wie haben hier viel mehr Ruhe, aber eine Tiefe zugleich. Wow ist das fein! Das riecht nach großen Burgundern. Dieser lange Ausbau auf der Vollhefe machst das. Zeigt sich fast schon offener als einige andere GG, jetzt so ganz kurz nach der Füllung. Weißer Pfirsich, sehr helle Aromatik, sehr viel Kalkstein – nass und zerstoßen. In der Ferne ein entfachtes Streichholz. Dann kommen Zitrusnoten hinzu. Alles sehr hell, abgehoben, leicht ätherisch. Im Mund dann mit großartigem Grip! Wow, das packt zu, das hat ordentlich Kraft. So ziseliert und fein, aber doch gleichzeitig Kraft. Wie geht das? Purer Druck aus Salzigkeit, aus Mineralität, aber keine Schärfe, alles mit Schliff und so unglaublich hoher Eleganz. Balance und Kraft zugleich ist hier das Thema. Schwebend und tänzelnd mit einer hintersinnigen Steinigkeit und Kraft wie ein Puligny 1er Cru Pucelles, die sich aber wie schwerelos im Mundraum bewegt. Dennoch nicht zu unterschätzen: das Ding schiebt ganz gewaltig an aus seiner großen Struktur. Das hat so eine Größe, unglaublich. Ich sage nur »Willkommen im Kirchenstück«.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

99
/100

Falstaff über: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs

-- Falstaff: Grapefruit, Limette, ein kühler Hauch strömt aus dem Glas, der schon bald von intensiv rauchiger Mineralwürze ergänzt wird. Im Mund beeindruckt die von feinem mineralischem Extrakt geprägte Textur, die geschmeidig eingebettet und von eleganter Säure untermalt ist. Ein Wein von souveränem Fluss und großer Länge.

95–96
/100

Weinwisser über: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs

-- Weinwisser: Der kraftvolle, dichte Wein drückt mit Aromen von Limone, gelbem Pfirsich und grünem Apfel schon jetzt die vanilligen Holznoten auf die Seite. Im Mund bleiben Gerbstoffe vom Holzausbau noch deutlicher, dahinter aber zeigt sich die ganze Kraft der warmen und konturierten Lage. Große Zukunft!

94–96
/100

Galloni über: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Forster Kirchenstück Grosses Gewächs unites creaminess, ripe lemon and gentle smoke on the nose. The palate is sonorous with white clouds of oaky, subtle smoke, blending with ripe Mirabelle and bright, lemony juiciness. Ripe, pure, pristine Mirabelle flesh shines on the finish—slender, mouthwatering, pristine and long. (Bone-dry)

94
/100

Suckling über: Riesling Kirchenstück Großes Gewächs

-- Suckling: The complex nose of peach chutney and flint pulls you into this at first seemingly light but actually very well-structured wine. The lively acidity keeps this bright and animating on the medium-bodied palate. Long, elegant finish with a delicacy that’s delightful. Drink from release.

Mein Winzer

von Winning

Unter der Federführung von Stephan Attmann ist von Winning in den letzten Jahren im Eiltempo an der Spitze angekommen! Von Winning ist dabei keine Neugründung, sondern der Rückbezug auf eine glorreiche Vergangenheit, entstanden aus der Masse des Weinguts Dr. Deinhard.

Riesling Kirchenstück Großes Gewächs 2023