Riesling Wolfer Goldgrube 2023

Vollenweider: Riesling Wolfer Goldgrube 2023

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 95/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wolfer Goldgrube 2023

95
/100

Lobenberg: Die Wolfer Goldgrube ist Daniel Vollenweiders Paradelage. Hier bewirtschaftet er den Löwenanteil, und mit dieser Lage fing alles an. Teilweise wurzelechte Reben und nur Einzelstöcke, von der Flurbereinigung verschonte Parzellen in dieser Steillage. Dieser Lagenwein stammt aus den besten Parzellen und ältesten Reben, die bis zu 120 Jahre alt sind. Nach einigen Stunden Maischestandzeit wurde der Wein auf der kleinen Korbkelter abgepresst und dann zur 100 Prozent Spontangärung in Tonneaux-Fässer überführt. Knochentrocken durchgegoren auf wenige Gramm Restzucker. Ausbau für 14 Monate auf der Vollhefe in einem einzelnen Stückfass. Direkt von der Vollhefe runter gefüllt. Bitte unbedingt mindestens auch einige Flaschen zum langen Lagern kaufen, denn dies ist ein echter Langstreckenläufer. Es ist quasi die Turboversion des Einstiegs Felsenfests. Dies ist eigentlich eine Spätlese trocken im klassischen Sinne. Ich liebe den Jahrgang 2023, weil er so kristallin und bestechend balanciert ist. Wie ein etwas schlankeres 2019, totale Politur, alles passt. In der Nase nahezu fruchtfrei, wie meist bei Vollenweider, es ist ein kühler Steinwein. Nasser Schiefer, Feuerstein, Zündplättchen, grüner Pfeffer und etwas Wermut. Daniel Vollenweider hätte sicher seine reinste Freude an der Puristik, die Moritz aus diesen uralten Weinbergen rausholt. Das ist brachial puristisch und straff, läuft nur geradeaus wie ein Laserstrahl. Aufgrund der satten Struktur, die der Wein mitbringt, ist es viel weniger karg als sich das Ganze anhört. Die Gerbstoffe ziehen an den Papillen, alles wird einmal gegen den Strich gebürstet, wahnsinnig viel Grip und Stein. Das ist next level Mosel-Riesling für Insider. Für mich eines der größten Talente der Mosel. 95/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

98
/100

Suckling über: Riesling Wolfer Goldgrube

-- Suckling: This de facto GG has an incredible interplay of golden fruit aromas and intense flinty character. Gigantic concentration is miraculously packed into a very sleek silhouette to give an incredibly charismatic wine. Thyme, mint and sea salt. Somehow this is almost weightless in the endlessly tantalizing finish. Limited production. From 120-year-old ungrafted vines. From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2026.

Mein Winzer

Vollenweider

Wenn Van Volxem eine Disney-Produktion ist, dann ist Daniel Vollenweider eine Arthausproduktion oder Kandidat für Cannes. Genau so muss man die Weine nämlich betrachten. Als großes Independent-Kino. Man muss sich schon mit der Materie vertraut machen und auch etwas Zeit lassen. Denn Vollenweiders...

Riesling Wolfer Goldgrube 2023