Vietti: Roero Arneis 2022

Vietti: Roero Arneis 2022

Zum Winzer

Arneis 100%
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2028
exotisch & aromatisch
voll & rund
Lobenberg: 93+/100
Falstaff: 90/100
Jeb Dunnuck: 90/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Roero Arneis 2022

93+
/100

Lobenberg: Das Weingut Vietti gilt als Pionier in Sachen Arneis. Hier wurde der erste rebsortenreine Arneis abgefüllt. Vier monatiger Ausbau im Stahltank auf der Feinhefe. Zartes Zitronengelb mit einem Hauch Silber. Die Nase ist feinfruchtig mit gelber Conference Birne, Quitte, etwas reifer Stachelbeere und gelben Äpfeln. Darüber schweben zarte Kräuteraromen, ein Hauch Minze und Zitronenmelisse, auch etwas Zitronengras mit weißen und gelben Obstblüten. Im Mund ist dieser Arneis wunderbar cremig und zugleich saftig mit salziger Präzision. Die Intensität des reifen Jahrgangs rollt in großer Dichte saftig über die Zunge, aber die salzige Aromatik und die zarte Haptik tragen im Mund zur nicht enden wollenden Frische bei. Ein erfrischender Spaßwein mit Anspruch. Unendlich saftig und trinkanimierend, mit einer verlockenden Aromatik. 93+/100

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

90
/100

Falstaff über: Roero Arneis

-- Falstaff: Leuchtendes, strahlendes Strohgelb. In der Nase frisch, klar, nach Zitrusfrüchten, etwas grüner Pfeffer, Basilikum, im Nachhall Anklänge von kaltem Rauch. Am Gaumen saftig, mit dezent blumigem Verlauf, fruchtig, mit gut eingebundener Säure, im Ausklang leicht griffig. 90/100

90
/100

Jeb Dunnuck über: Roero Arneis

-- Jeb Dunnuck: The 2022 Roero Arneis is fresh herbs and floral with tarragon, white flowers, and white peach. Medium-bodied and revealing fresh orchard fruit, saline, and notes of basil, it has texture but surprising freshness and is really lovely at this youthful stage. Drink it over the next several years. 90/100

Mein Winzer

Vietti

Die Familie Vietti erzeugt Wein seit vier Generationen in Castglione Falletto im Herzen des Anbaugebiets Barolo. Seit 1957 war der 2012 verstorbene Alfredo Currado für den Ausbau der Weine verantwortlich, schon 1961 begann er die großen Lagen separat zu vinifizieren. Vietti war es vorbehalten, den...

Roero Arneis 2022