Lobenberg: Der Weinberg Berri hat für Jahrzehnte brach gelegen. Nicola konnte zusammen mit seinem Vater und einem weiteren Investor (das sind die »tre« des Weinbergs Berri aus dem Namen TrediBerri) diesen Weinberg Mitte der 2000er kaufen und sie haben ihn komplett neu bestockt. Das Terroir ist nicht übermäßig alt, aber diese Helligkeit der Kreideböden macht die große Eleganz und die Fruchtigkeit und die salzige Mineralität aus. Biologisch bearbeitete Lagen, aber ohne Zertifizierung. Die Reben sind relativ jung. 2006 gepflanzt auf Kreide- und Kalksteinböden. Das ist extremstes Finesseterroir, eigentlich sind das Pinot-Noir-Lagen zwischen 350 und 420 Höhenmetern. 7.000 bis 8.000 Pflanzen pro Hektar, also Dichtbepflanzung ähnlich wie bei Roberto Voerzio. Verschiedene Klone und dabei sehr starker Anteil an Selection Massale aus dem eigenen, alten Weinberg Rocche dell'Annunziata. Der Ertrag beträgt nur 40 Hektoliter pro Hektar. 100 Prozent entrappt, aber dann nicht angequetscht, dadurch beginnt die Vergärung innerhalb der Beeren, und diese »Mazeration Carbonique«, führt zu sehr fruchtintensiven Aromen. Vor der Vergärung wird eine Kalt-Mazeration bei 15-16 Grad für eine Nacht durchgeführt. Anschließend läuft die natürliche, spontane Fermentation an. Ein Teil wird mit ein paar Litern der schon laufenden Barbera-Fermentation angeimpft. Die Gärung läuft zwei bis drei Wochen und findet zu 70 Prozent im Beton statt, der Rest im Stahltank. Danach gibt es eine 10 bis 12 Tage andauernde Mazeration auf den Traubenschalen bevor sanft abgepresst wird und der Wein komplett in großes Holz von 2.500 und 5.000 Liter Größe umzieht. Die Malo findet ebenso in diesen Holzfässern statt. Insgesamt verbleibt der Wein 22 bis 24 Monate im Holz. Die große Lehrmeisterin und gute Freundin des Weingutes ist Maria Teresa Mascarello vom Weingut Bartolo Mascarello. Brillantes Rubinrot. Die Nase ist dicht, kirschig mit ätherischen Kräutern und einer präzisen, steinigen, beinahe salzigen Mineralität. Zart rauchige Aromen, ein Hauch Teer, frisch gebrannter Ton. Dabei ist die Eleganz und Fruchtklarheit in diesem Barolo wunderbar harmonisch. Im Mund ist der Wein eine absolute Bombe! BAM! Eine Explosion an frischer, saftiger roter Kirsche, Sauerkirsche und Pflaume. Super intensiv, aber alles ist in grandioser Balance. Ein absoluter Charmeur mit Rosenblüten noch und nöcher. Die Tannine sind ultrafein und rund poliert. Schwebende Kräuter und Potpourri. Hier ist alles am richtigen Platz und die saftige Fruchtintensität ist einfach wunderbar. Schon dieser junge Wein ist so unglaublich lecker, unter den Weinen in seiner Preisklasse spielt er in der ersten Liga. Bravo Trediberri! 95 /100
Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.