Rudolf Fürst: Frühburgunder R 2023

Rudolf Fürst: Frühburgunder R 2023

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Frühburgunder 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2040
pikant & würzig
fruchtbetont
seidig & aromatisch
Lobenberg: 95/100
Suckling zu 2022: 95/100
Deutschland, Franken
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Frühburgunder R 2023

95
/100

Lobenberg: Der Frühburgunder steht auf sehr kargen und kühlen Stellen des Bürgstadter Berges. Das möchte Fürst so, sonst geht er zu sehr in die Süße und die Breite. Jahre mit hoher Traubengesundheit sind besonders für den Frühburgunder große Jahre, denn er ist noch fäulnisanfälliger als Spätburgunder. Schon das Einschenken dieses Frühburgunders lässt Vorfreude aufkommen, ein transparentes, strahlendes Kirschrot im Glas. Und die Nase ist ein Traum - wahrscheinlich keiner sonst in Deutschland macht solch verführerischen Frühburgunder. Eine Sorte, die es in Zeiten des Klimawandels nicht mehr so einfach hat. Denn sie reift früh, wie der Name andeutet. Der Frühburgunder geht noch mehr in die dunklere Art als der Spätburgunder. Sebastian Fürst sagt, dass je kühler ein Jahrgang sich aromatisch anfühlt, desto kleiner ist der Unterschied zum Spätburgunder. Und 2023 war schon kühler und feiner als der Blockbuster 2022. Wow, was für eine beerige Wollust! Brombeerstrauch, Nelkenpfeffer, Schlehe, warmer Sandstein. Das ist schon ein ziemlich köstlicher Beerensaft, feine Struktur, aber mit einem Hauch mehr Extraktsüße unterlegt als die strafferen Pinots, einfach wunderschön. Mit drei, vier Jahren Reife ein toller Speisenbegleiter, vor allem zu Wildgerichten.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Verkostungsnotiz
95
/100

Suckling zu 2022 über: Frühburgunder R

-- Suckling zu 2022: Rich forest berry fruit with a wonderful spiciness, including a touch of black pepper. Rich and mouth-filling on the medium- to full-bodied palate, but also wonderfully fresh and animating. I love the delicacy at the very long, silky finish in spite of the meatiness there. Drink or hold.

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Frühburgunder R 2023