Lobenberg: Late Release aus der Schatzkammer in 2024, bis dato perfekt im Weingut gelagert. Hier haben wir die ältesten Reben der Kühns, über 50 Jahre alt. Der Weinberg liegt direkt am Rhein. Sand- und Quarzitböden. Die am frühesten reifende Lage überhaupt. Mit einer wahnsinnig schönen Luftzirkulation. Durch die Breite des Rheinstroms ist ständig Wind im Weinberg. Entsprechend nie Fäulnisdruck. Aber die Reife auf diesen eleganten Böden macht aus dem Nikolaus im Grunde einen so überragend elegantes und vor allem sehr cremiges GG. Die besten 1000 Quadratmeter von 1954 aus dieser Lage gehen in den Schlehdorn, der noch ein Jahr später auf den Markt kommt. Der Rest der Reben stammt aus dem Jahr 1974, ist jetzt also auch schon fast 50 Jahre alt und bleibt als Sankt Nikolaus GG auch schon deutlich länger als der Standard auf der Hefe. Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst auf der Vollhefe, dann auf der Feinhefe. Der 2017er ist für 15 Monate auf der Vollhefe im Stückfass verblieben, also 3 Monate weniger als der 2015, dann Abstich und nochmals 6 Monate auf der Feinhefe vor der Füllung. Und alle, die inzwischen auf einen längeren Ausbau umgestellt haben, von Ernie Loosen mit seinem Reserve bis zu Gut Hermannsberg, wissen wie dieses lange Lagern auf der Hefe im Holz den Weinen Flügel verleiht. Hier haben wir eine ganz andere Nase, weil sich durch den langen Ausbau eben diese gewünschte Cremigkeit einstellt. Aber nicht so wie bei den Pfälzer Weinen, sondern wir bleiben in der Entspannungswelt, fast moselanisch, fast zart. Fast Saar-artig und das im Rheingau. Aber eben mit dieser wunderbaren, reifen Frucht. Die Nase ist so unendlich fein, so verspielt. Ich finde das Duo Sankt Nikolaus und aus den ältesten Reben ein Jahr später Schlehdorn einfach eine der schönsten Ausprägungen, die Riesling überhaupt annehmen kann. Der Nikolaus ist der filigranere und für manche vielleicht sogar der angenehmere kleine Bruder des Schlehdorn, der ja ein potenzieller Überwein ist, für den die 100 Punkte oft nicht ausreichen. Dieser 2017er ist so unendlich fein, zart und reintönig in europäischer Frucht laufend, mit so viel Schmelz, so viel Orangenzeste, aber nichts Schwülstiges, ganz fein und filigran, schöne florale Noten dazu. Der 2017er zeigt im Mund die natürliche Frische des Jahrgangs, die intensive Frucht und anders als der zurückhaltende Schick und die Eleganz aus 2016 ist 2017 ein bisschen lauter, ein bisschen expressiver im Druck und der fordernden Frucht. Das Spiel auf der Zunge ist enorm pikant, die Säure punktgenau, schmelzend reif und elegant, aber doch auch sehr lebhaft, fast etwas frech in 2017. Dieser mineralische Nerv aus dem Quarzit durchzieht den Wein wie eine feine Salzspur, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Der Wein bekommt nach der Abfüllung nochmals ein halbes Jahr Zeit in der Flasche und ich persönlich würde raten ihn für weitere 3 bis 4 Jahre ruhen zu lassen, weil 2017 mit dieser fordernden Art, dieser intensiven Frucht, gepaart mit dieser langen Zeit auf der Hefe einfach ein bisschen Zeit braucht, um sich zu vermählen. Ein deutscher Top Riesling in unikathafter Ausprägung, was die beiden Peters hier auf dem Weingut in die Flasche füllen, ein wunderbarer Wein. 97-100/100