Lobenberg: Achtung, anschnallen! Wer hier die Nase ins Glas hält, muss schon hartgesotten sein. Mit über 30 Jahren der Reife ist das hier ein absoluter Freakstoff im edelsüßen Bereich, weil es überhaupt nicht typisch edelsüß daherkommt. Wie immer bei Hajo sehr weit durchgegoren und entsprechend mit relativ niedrigem Restzuckergehalt. Die Nase erinnert an Waldboden, Piniennadeln, Barbecuesoße, Baumharz und Diesel, Dörraprikose, Baldrian und Jod. Der Mund ist eigentlich eine Attacke. Die Säure kommt prasselnd auf die Zunge, herb, auch hier waldig in der Anmutung, Harz, Kastanienhonig, Ahornsirup. Die dörrfruchtige Süße kämpft mit den herbsalzigen, jodigen Mineral-Noten um die Vorherrschaft auf der Zunge. Ewige Länge, sicher keine Schmuse-BA zum Dahinträumen, sondern ein fordernder Stoff, eigenwillig, würzig, absolut abgefahren in jeglicher Hinsicht. Die Süße aus dem Kastanienhonig und dem eingekochten süßen Kräutersud ist schon weit abgeschmolzen, spielt nur noch eine stützende Rolle. Dieser einzigartige Stoff, der in dieser Art eigentlich nur vom Querkopf Hajo Becker kommen kann, ist wirklich nur für Geschmacksakrobaten und Entdeckungswillige geeignet, alle anderen sollten sich gut festhalten vor dem ersten Schluck. 98+/100