Lobenberg: Raul Perez ist der Primus inter Pares in Bierzo. Er hat den Spitzenweinbau in der Region schon geprägt, als für viele Spanien Synonym mit Rioja und Ribera del Duero war. Ultreia ist ein Grußwort, das die Pilger des Jakobswegs, der durch Valtuille, Rauls Heimatort, führt, untereinander verwendet haben. Genau das soll auch der Wein sein, eine Vistenkarte Valtuilles und gleichzeitig Eintrittskarte in das Programm dieses Weingenies. Eine wunderbar feine Nase, fast ist man geneigt, burgundisch zu sagen, pure Kirsche, Kirschkerne, dazu etwas Wildhimbeere, Blaubeere, aber ganz fein, ätherisch, null Fett, keine Überreife. Auch warmer Stein, ein bisschen erdig, Veilchen, manchmal kommt ein kleiner Hauch von etwas Animalischem durch. Herb, wild, aber dennoch elegant und feinfruchtig. So ist das in Bierzo, und vor allem, wenn der Winzer Raul Perez heißt. Im Mund immens saftig, leichtfüßig, kaum spürbares Tannin, ein wunderbarer Kirschsaft mit ein bisschen Blutorange, Thymian, fruchtstark aber auch ein bisschen balsamisch. Ein zarter Tänzer auf der Zunge mit wunderbarer Frische aus der famosen Säure der Mencia. Sofort trinkreif, schon voll da, weil das Tannin so zart ist und die Säure so fein. Mencia aus dem Bierzo kann die Antwort auf burgundischen Pinot Noir sein, wenn sie gut gemacht ist. So saftig, ätherisch, tänzelnd und trinkfreudig, nie schwer, nie üppig, immer frisch und fein. Ein delikater Sauerkirschsaft mit feiner Steinwürze im Ausklang. Ein bisschen Gripp kommt da schon, aber mindestens ebenso viel aus der mineralischen Komponente als wirklich aus Gerbstoffen. Die Flasche ist so schnell leer, wow! Raul Perez sublimiert die Wildheit dieser Region auf erstaunlich elegante Art in unsere Gläser.
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.