
Michelini i Mufatto Bierzo: Encrucijada 2022
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- 2
- Mencia 90%, Diverse 10%
- 5
- rot, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2029–2054
- Verpackt in: 6er
- 9
- tanninreich
- strukturiert
- unkonventionell
- 3
- Lobenberg: 98–99/100
- Parker: 96+/100
- Galloni: 95/100
- Tim Atkin: 95/100
- 6
- Spanien, Bierzo
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Michelini i Mufatto, Calle Peña Picón, 6, 24500 Villafranca del Bierzo, León, SPAIN

Heiner Lobenberg über:
Encrucijada 2022
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Lobenberg: Ein eigentlich verloren gegangener Weinberg, der wiederbelebt wurde und heute biodynamisch bewirtschaftet wird. Alles nach Norden ausgerichtet auf ca. 700m Höhe. Eine weitere Zutat: rote Schieferböden. Komplett unentrappt vergoren in Ton für sage und schriebe 67 Tagen. Danach gereift für zehn Monate im großen Holzfass. Wenn beim El Rapolao schon die burgundische Art zu Tage kam, ist sie hier vollends zugegen. Ultrafeine Nase. Delikate, elegante Kirsche ummantelt von Beerenfrucht und reifer, dunkler Zitrusfrische. Dazu belebende Kräutern und ein betörender Blumenstrauß. Alles ist so edel und fein, dass man sich darin verlieren könnte. Im Mund setzt sich das nahtlos fort. Säure und Tannin sind in perfekter Harmonie, alles fließt so endlos vornehm und feudal über die Zunge. Feinste Mineralik am Gaumen, irgendwo zwischen Graphit, Kreide und Kalk. Hier überfordert nichts, alles ist von puristischer, geschmeidiger Größe. Zum Dahinschmelzen und Verlieben. Ein Paradebeispiel an Eleganz. Als wären wir in Vosne Romanée. Wahnsinn.
Jahrgangsbericht
Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

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Parker über: Encrucijada
-- Parker: The floral and elegant 2022 Encrucijada comes from vines in the Alto de Valdecañada in the zone of Ponferrada and also has a beautiful nose. It has a moderate 13.2% alcohol and very good freshness and balance. In 2022, they reduced the amount of full clusters to around 70% in the fermentation in clay amphorae (tinaja). The wine matured in a 1,500-liter oval oak foudre for 18 months. This is mineral, floral, complex, insinuating, nuanced and elegant, with depth, detail and filigree. This was the first vineyard they bought, so it's the one that has been worked organically and biodynamically for longer and is in the process of obtaining certification. The wine has a lot of energy, and during the tasting, I never thought about a warm year. 1,500 bottles were filled in February 2024.

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Galloni über: Encrucijada
-- Galloni: The 2022 Encrucijada Mencía hails from Paraje Encrucijada, San Lorenzo del Bierzo. It fermented with 22% whole clusters. Delicate fruit notes include pomegranate, herbs, sour cherry and tangy cherry intertwined with violets and lavender. It's juicy and finely tense, with herbal brightness and whole clusters adding tannins and flavor. The 2022 is slightly concentrated yet energetic and refined.

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Tim Atkin über: Encrucijada
-- Tim Atkin: This wine comes from a recuperated old parcel, more than 100-years-old, grown on quartz and slate soils. As the name suggests, the vineyard sits at a crossroads in the beautiful mountains south of Ponferrada. This is a more muscular wine with slightly rustic tannins but counteracted by beautiful violet, lavender and wild herbs as well as pretty, wild strawberries and red berry fruit. A wine that truly speaks of its surroundings.
Michelini i Mufatto Bierzo
Michelini i Mufatto ist ein Familienprojekt, das seinen Ursprung in Argentinien hat. 2008 gründeten Andrea Mufatto und Gerardo Michelini das Weingut in Mendoza.
