
Michel Tardieu - Nordrhone: Saint Joseph Vieilles Vignes 2024
100
- 2
- Serine, Syrah
- 5
- rot, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2055
- Verpackt in: 12er
- 9
- voluminös & kräftig
- frische Säure
- pikant & würzig
- 3
- Lobenberg: 97+/100
- 6
- Frankreich, Rhone, Nordrhone
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur:
Michel Tardieu - Nordrhone, Quartier Les Ferrailles - Route de Cucuron, 84160 Lourmarin, FRANKREICHZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 75 kcal / 313 kJ Kohlenhydrate 1,1 g Enthält geringfügige Mengen von Fett, Fettsäuren, Zucker, Eiweiß, Salz

Heiner Lobenberg über:
Saint Joseph Vieilles Vignes 2024
/100
Lobenberg: Wie immer ist Saint-Joseph deutlich wuchtiger in der Nase als Crozes-Hermitage. Die Wucht ist wirklich verblüffend. Nicht umsonst ist der Saint-Joseph der wirkliche Konkurrent von Côte-Rôtie. Auch stilistisch. Diese warmen Hänge, sonnenbeschienen und 100 Prozent Granitböden. Feine Rappigkeit auf Brombeere und schwarzer Kirsche, viel Lakritz und Veilchenmassen in der Nase. So blumig und reich! Im Mund kommt dann verblüffender Weise eine ganz große Feinheit. Der Wein hat nur 13 Volumenprozent Alkohol und kommt ätherisch-leicht daher. Er ist reif und trotzdem nicht wuchtig im Mund, sondern kommt mit Lakritze, Veilchen und Rappen spielerisch daher. Etwas intensiver, etwas reifer, etwas wuchtiger als der Crozes-Hermitage. Auch anders in der Stilistik: Deutlich mehr warmer Hang, deutlich mehr Lakritze, aber insgesamt ist 2024 eine Rückwärtsbewegung an die Stilistik der 1990er-Jahre. Ich denke hier sogar an den Beginn der 90er – 1991. Was für eine Old Fashioned Ausrichtung, aber wie unglaublich schön! Weg von den extrem reichen, dichten Weinen der Jahre 2022 und 2023 hinzu einer Rolle Rückwärts in die Feinheit der 90er. Mit dem Vorteil der Reife und der Balance. Sehr schicker Saint-Joseph! *** Anders als die Südrhône war der kühlere Norden mit der nicht so stark von Mehltau und anderen Krankheiten geplagten Rebsorte Syrah deutlich „normaler“. Es gab zwar auch hier niedrige Erträge und spätere Reife mit niedrigerem Alkoholwert, aber wer sehr alte Reben besitzt, konnte lange warten und zu einem Zeitpunkt ernten, wie er eigentlich eher in den 1990er-Jahren üblich war. Die Weine zeigen sich durch eine sehr hohe Farbigkeit aus mit viel Violett. Sehr pfeffrige Noten, samtig-dichte und reife Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett aber dennoch opulent, reif und fein mit sehr moderatem Alkohol und charmantem Gerbstoff. Reich, dicht, samtig und sehr klassisch – an die besten Weine der 90er-Jahre erinnernd. *** Tardieus Saint-Joseph wächst ausschließlich auf Granitböden. Paradis, Lieu Dit Saint Joseph und Oliviers. Die obersten 10, 20 Zentimeter sind verwitterter Stein, darunter kommt richtig Fels, in den die Reben ihre Wurzeln über 100 Jahre hinweg getrieben haben. Eine Cuvée aus Syrah und Petite Syrah oder Serine, wie die uralte, kleinbeerige Form der Syrah hier genannt wird. Die Serine-Reben sind über 100 Jahre alt, sie wurden kurz nach der Reblauskrise angepflanzt. Die Syrah-Reben sind 60 Jahre alt. Der Alkoholgehalt liegt 2024 bei 13 Volumenprozent. Ein Drittel der Trauben wird vor der spontanen Fermentation in Betontanks nicht entrappt. Der Ausbau erfolgt für 12 Monate in Barriques, zum Teil neues Holz, zum Teil Zweitbelegungen. Danach für weitere acht Monate in großen Doppelstückfässern von Stockinger. Die Weine werden nicht geschönt und nicht filtriert, bevor sie in die Burgunderflaschen mit Naturkork gefüllt werden.
Jahrgangsbericht
Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.
Michel Tardieu – Nordrhone
Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.
