Michel Tardieu - Nordrhone: Hermitage Blanc Vieille Vignes 2024

Michel Tardieu - Nordrhone: Hermitage Blanc Vieille Vignes 2024

Zum Winzer

100
100
2
Marsanne 80%, Roussanne 20%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2059
Verpackt in: 12er
9
voll & rund
niedrige Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 100/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Hermitage Blanc Vieille Vignes 2024

100
/100

Lobenberg: Purer Stein mit weißem Pfirsich. Sehr aromatisch und druckvoll geradeauslaufend! Im Mund wird sofort klar, dass dieser Wein die ersten fünf, sechs Jahre nicht getrunken werden sollte. So ungeheuer wuchtig, mit so viel Vibration und Dynamik in den Mund schiebend. Alles einnehmend… Toller Bitterstoff und Power ohne Ende. Von der Ganztraubenpressung leichte Phenolik. Es ist schwer diesen Text zu sprechen, weil von der Geschmacksfülle alles eingenommen und überwältigt wird. Grandioser Hermitage Blanc, der wahrscheinlich nach 15 Jahren erst zur Hochform auflaufen wird. Immense Länge… Der Wein zeigt eine Größe wie in 202, er trägt einen schier aus der Kurve. Sicherlich nach 20 Jahren noch größer als in den ersten zehn. Superb! *** Wie so oft profitieren die Weißweine in schwierigen Wetterverhältnissen noch mehr als die Rotweine. Eine geringe Ernte aus gesundem Lesegut führte 2024 generell zu sehr aromatischen, aber auch sehr geradlinigen Weißweinen mit toller Frische, guter Reife und großer Harmonie. Die Aromatik ist nicht so dramatisch überwältigend wie 2023. Die 2024er Weißweine ähneln im Norden wie im Süden deutlich mehr dem Jahrgang 2021, großer Linearität und sauberer Definition. Das Ganze ist mit einer sehr guten Aromatik versehen und macht 2024 zu einem sehr klassischen, hochwertigen Weißwein-Jahrgang, ohne an die Dramatik von 2023 anzuschließen. *** Der weiße Hermitage von Tardieu besteht aus 80 Prozent Marsanne und 20 Prozent Roussanne. Er stammt aus vier verschiedenen Lagen im Hermitage. Die Reben sind über 50 Jahre alt. Der Wein hat 2024 nur 13,5 Volumenprozent Alkohol. Nach der langsamen Ganztraubenpressung wird der Most spontan im Barrique vergoren. Malo und zwölfmonatiger Ausbau geschehen in Barriques, teils neues Holz, teils Zweitbelegungen. Danach wird der Wein weitere 12 Monate in große Doppelstückfässer von Stockinger gelegt. Keine Schönung und Filtration vor der Füllung in die Burgunderflaschen. Ab dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.

Jahrgangsbericht

Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Hermitage Blanc Vieille Vignes 2024