Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2023

Markus Molitor: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2023

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2053
mineralisch
frische Säure
Lobenberg: 98–100/100
Suckling: 96/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2023

98–100
/100

Lobenberg: Die Auslese** sind alle im großen Holz spontan vergoren und ausgebaut, das heißt Stückfass und Moselfuder, also 1000 bis 1200 Liter. Die Auslese ** aus der Zeltinger Sonnenuhr besticht, wie auch schon die Spätlese und das Kabinett dieser Lage mit klar der besten Balance. Aber der Wein braucht zur Entwicklung auch längere Zeit als die anderen Lagen. Seit Molitor mit dem 2022er Jahrgang einige seiner Auslesen*** preislich und qualitativ und vom Ausbau komplett anders aufgestellt hat, wird für einige Genießer der Preisbereich der Auslese** der spannendere werden. Hier sind wir preislich auf Augenhöhe mit den allerbesten GGs, aber sogar noch günstiger als viele der Tops, dennoch qualitativ auf einem Level. Während wir in der Auslese ** aus der Brauneberger Juffer-Sonnenuhr noch von allem fast etwas zu viel haben in diesem monolithischen Druck, so ist das in dieser Sonnenuhr harmonisch ausgewogen und auch eleganter, weil es die noch feinere Lage ist. Es ist die Quadratur des Kreises im 2023er Jahrgang, der diese verblüffend kühle Eleganz mit so viel mineralischer Kraft verbindet. Dazu hocharomatisch und trotz der gewaltigen Konzentration und hohen Frische auch schon recht zugänglich. Es erinnert mich an eine Mischung aus 2015 und 2016, weil wir die Elektrizität und Power und eben auch diese ungeahnte Eleganz haben. Die Frucht ist subtil, das Gestein steht vorne. Hochfeiner Traubenduft, dann immer wieder Muschelschale, Fenchelgrün und Anis. Die Salzigkeit kommt ganz zart, aber sehr bestimmend im Nachhall auf. Das ist der erste Wein des heutigen Tages, immerhin an knapp dreißigster Stelle der Verkostung, der in sich so absolut komplett und perfekt ist. Auch die Spätlese aus Ürzig ist grandios, die Auslese aus der Juffer-Sonnenuhr, aber überirdisch fein und elegant ist erst diese Auslese** aus Zeltingen. Weil die Schwerelosigkeit nur gefühlt ist und wir dennoch so immens viel Druck dahinter haben. Das ist ein Riesling für Jahrzehnte, der trotzdem eine riesige Delikatesse ist. Weltklasse! 98-100/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

96
/100

Suckling über: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel

-- Suckling: Dense candied-citrus and Mirabelle-plum aromas are married to a strident wet-stone minerality that drives this very compact and concentrated dry Mosel riesling. Still only medium-bodied, but with a dangerous amount of energy. I love the citrus-zest freshness at the very long and complete finish. Drinkable now, but best from 2026.

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.

Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** Weiße Kapsel 2023