
Markus Molitor: Riesling Zeltinger Himmelreich Kabinett Grüne Kapsel 2022
100
- Riesling 100%
- weiß, süß
- 8,0% Vol.
- Trinkreife: 2025–2047
- leicht & frisch
- leicht süss
- frische Säure
- Lobenberg: 93–94/100
- Galloni: 94/100
- Suckling: 92/100
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Markus Molitor, Haus Klosterberg, 54470 Bernkastel-Wehlen, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Himmelreich Kabinett Grüne Kapsel 2022
/100
Lobenberg: Typisch für das Zeltinger Himmelreich ist ein eleganter, steiniger Auftakt in der Nase. Keiner arbeitet mehr Spannkraft, Dynamik und steinige Puristik aus dem Zeltinger Himmelreich als Molitor und das schon beim Kabinett. Die Nase des Zeltinger Himmelreich ist immer eine Mischung aus purer Mineralik und dezenter, kristalliner Frucht. Im Vergleich zur Badstube daneben so viel steiniger und mineralgetriebener. Eine fest verwobene Melange von goldener Kiwi, salzig-süß kandierten Zitronen, Limettensaft und fast etwas Kalksteinabrieb. Der Mund kracht zwar wie immer bei Kabinetten, aber ist so viel ausgewogener, entspannter und saftiger als das extreme 2021. Wir gehen weg von der puren Säurevibration und hin zu einer samtig-dichten Frucht, die sich genüsslich auf der Zunge ausbreitet. Ein bisschen Papaya und Kiwi, süße Limettenzesten, ein Touch Pfefferminze im Finale. Die knackige Säure und der hohe Oszillograph aus der Mineralik verschmelzen mit der leichten Restsüße zu einem fast trocken schmeckenden Ereignis. Aber es ist wirklich viel geschmeidiger und angenehmer im Trinkfluss als das Extremjahr 2021, das für die Säure- und Purismusfreaks der Traum war. Aber die meisten Genießer werden die 2022er ansprechender finden, weil sie weniger freakig und einfach schick sind. Ein superschöner, trinkiger Wein für die Freude, nicht für die Freaks. Der geht auch schon zum Mittagstisch, weil er so unendlich leicht und umarmend ist. 93-94/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

/100
Galloni über: Riesling Zeltinger Himmelreich Kabinett Grüne Kapsel
-- Galloni: The 2022 Riesling Zeltinger Himmelreich Kabinett Green Capsule presents vivid lime notes on the nose. The palate falls into step with citric vividness, aromatic lime and lemon allure. This is tight, bright, mouth-watering, super-slender, fresh and on a knife's edge, svelte, slender, concentrated, and hugely exciting due to sheer citric tension. Residual sweetness barely moves the needle here in terms of sweetness; it just turns up the volume on the fruit. Wow. (Off-dry) 94/100

/100
Suckling über: Riesling Zeltinger Himmelreich Kabinett Grüne Kapsel
-- Suckling: Striking nose of Reine Claude (green) plums. At once cool, crisp and juicy this light-bodied barely off-dry riesling has plenty of energy. Good substance and very clean. Drink or hold. 92/100
Markus Molitor
Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.