Lobenberg: Das ist ein echter Bilderbuch-Irancy. Also ein roter Chablis, was es ja nicht geben darf. Die Gemeinde Irancy liegt ungefähr 20 Minuten von Chablis entfernt. Die Böden sind sehr ähnlich hier: Lehm und Kimmeridge-Kalkmergel. Allerdings hat Irancy ein völlig anderes Mikroklima, obwohl es so nahe liegt. Ein großer Teil der Weinberge ist ein südlich ausgerichtetes Amphitheater, geschützt vor Nordwinden, direkt an der Yonne gelegen. In dieser Gemeinde gibt es sogar Kirschbäume, was es in Chablis nie gab. Die Frostgefahr ist in Chablis zu hoch, Irancy ist etwas wärmer, deshalb gedeiht der Pinot Noir auch besser. In diesen Blend gehen vier bis fünf Lieu-dits ein, unter anderem auch Les Baux Monts und Les Batardes. Rund 25 bis 30 Prozent Ganztrauben in der Gärung in 2023, also noch etwas mehr als im Vorjahr. Ausbau in gebrauchten Barriques, danach nochmal einige Monate in Edelstahl. Es gibt eigentlich nahezu kein Neuholz bei La Chapelle, die meisten Fässer sind zwischen drei bis zehn Jahren alt. Es ist ein ziemlich kompletter Ausdruck von Irancy. Für diese kühleren Gemeinden sind solche vollreifen Jahre wie 2023 ein Segen. Von der Rustizität von früher ist kaum noch etwas übrig. Wir haben so satten Druck in der Frucht, so viel Power. Das sind keine kleinen Weine mehr, sondern sehr seriöse, erwachsene Pinot Noirs mit perfekter Tanninreife. Es ist so samtig und cremig in dieser crunchy Waldbeerenfrucht, Rosenblätter, Veilchen, schwarzer Pfeffer. Die Struktur ist schon sehr seriös und zugleich hat sie diese generöse Süße, die alles belegt. Gregory sagt, er hat nie so schöne Trauben gesehen wie 2023. Alles war total gesund, perfekt reif, knackig und wunderschön. Und genauso schmeckt dieser Wein, geschmeidig und süß, knackig und frisch, blumig und verspielt. Eine ziemliche Allzweckwaffe in der Speisenbegleitung. Ein Cool-Climate-Pinot und quasi so, wie man sich eben roten Chablis vorstellen würde, aber mit den wärmenden Händen im Rücken von 2023. Purer Charme!