Hanspeter Ziereisen: Roter Gutedel Jaspis Unterirdisch 2021

Hanspeter Ziereisen: Roter Gutedel Jaspis Unterirdisch 2021 0,5 l

Gutedel 100%
weiß, trocken
9,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
unkonventionell
mineralisch
leicht & frisch
Lobenberg: 94/100
Parker: 92/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Roter Gutedel Jaspis Unterirdisch 2021

94
/100

Lobenberg: Komplett entrappt und für ein Jahr in einer Amphore im Weinberg vergraben. Danach Ausbau für zwei Jahre im Holz. Unfiltriert und ungeschwefelt. Ein Teil der Hefe kommt zur Stabilisierung mit in die Flasche. Die Trauben dieses roten Gutedel sind ähnlich wie beim Grauburgunder mit Farbe versehen. Durch den Schalenkontakt nimmt der Wein dann auch deutlich Farbe an, mehr noch als bei anderen Orange-Varianten. Fast schon so bernsteinartig wie eine TBA. Eine extrem reiche, tiefe Nase, auf den ersten Riecher fast als süßlich wahrzunehmen. Dann kommt aber die Schale deutlich in den Vordergrund. Im Grunde fast keine Frucht zu spüren, allenfalls Apfelschale und etwas Blutorange. Dann Rettich, Karotte, aber alles leicht mit einem wunderbar feinen karamelligen Unterton. Dazu kommen Kräuter, Petersilie, vielleicht eine Spur Majoran. Im Mund dann unheimlich füllig und sehr gaumenkleidend. Klar, volle Breitseite Phenole, die Schale kommt satt durch. Aber, das ist gleichzeitig unfassbar frisch und saftig. Sehr reifer, mürber Apfel und unsüße Trauben. Auch hier Gartenkräuter in hohem Maße. Das gibt einen fantastischen Gripp, alles ist sehr gut strukturiert. Passt auch hervorragend zu der Traube Gutedel, die schon von sich aus mehr auf Struktur ausgelegt ist. Kein Wein für Beginner oder Fruchttrinker, aber es gibt die Liebhaber solch historisch vinifizierten Weine. Und das hier ist sicherlich einer der besten in Amphoren vergorenen Weine, die es gibt, aber etwas anderes habe ich bei Hanspeter auch nicht erwartet. Was der anfasst, wird einfach immer gut. 94/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

92
/100

Parker über: Roter Gutedel Jaspis Unterirdisch

-- Parker: Aged in an amphora dug into the earth for one year and aged for another year in Burgundian pièces, the dusty, almost pink-colored 2021 Jaspis Roter Gutedel Unterirdisch opens with pink grapefruit, pink pear and lychee aromas intertwined with limestone freshness. Silky, refined and elegant on the palate, this is a light yet structured Chasselas with remarkably fine tannins and a filigreed texture. Beautifully balanced, if poured shaken. 9.5% stated alcohol with 0.3 grams per liter of residual sugar. No added sulfur. Tasted at the domaine in February 2024.

Mein Winzer

Hanspeter Ziereisen

Den in Mischwirtschaft betriebenen Hof seiner Eltern wollte der gelernte Zimmermann Hanspeter Ziereisen zunächst nicht weiter führen, zu mühsam war der Broterwerb als Landwirt im Spargeldominierten Markgräflerland.

Roter Gutedel Jaspis Unterirdisch 2021