Hanspeter Ziereisen: Blauer Spätburgunder Jaspis Hermann 2021

Hanspeter Ziereisen: Blauer Spätburgunder Jaspis Hermann 2021

Zum Winzer

Spätburgunder
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2043
seidig & aromatisch
strukturiert
frische Säure
Lobenberg: 96–97/100
Parker: 95+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Blauer Spätburgunder Jaspis Hermann 2021

96–97
/100

Lobenberg: Der »Hermann« feiert mit dem Jahrgang 2021 seine Prämiere. Es ist eine Selektion der ältesten Reben innerhalb des Talrain, Anfang der 1970er Jahre gepflanzt, wohingegen die Reben für den Talrain im Schnitt 20-30 Jahre alt sind. Muschelkalk mit Lössauflage, also eher schwere Böden, aber gleichzeitig ist das die kühlste Parzelle hier. Das ergibt besonders 2021 einen sehr feinen, geschliffenen Wein. Wie in vielen Lagen von Ziereisen, haben wir auch hier überwiegend deutsche Spätburgunder-Genetik und auch der Ausbau erfolgt in Fässern aus deutscher Eiche. Die Vergärung hingegen in einem alten Holzgärständer von Rhône-Winzer Pierre Gonon, einem Freund und großen Idol von Hanspeter. Nur etwa 10% Ganztrauben in 2021, was für Ziereisen eher untypisch gering ist, aber hier wurden eben nur die Trauben mit den reifsten Rappen selektiert, sonst hätte das in diesem kühlen Jahr zu einer grünen Aromatik führen können. Die Nase ist schon betörend kirschig, saftig und tief. Dunkle Herzkirsche mit dunkler Himbeere, Veilchen, Kubebenpfeffer, dazu zerstoßener Kalkstein und eine ganz zarte Rauchigkeit. Diese Aromatik setzt sich dann auch am Gaumen fort, hier haben wir wieder viel Saft aus konzentrierter Kirsche, Himbeermark, dazu aber auch vibrierende, rote Frucht. Sauerkirsche, sogar etwas herbe Cranberry, dazu Pfeffrigkeit im Nachhall. Sehr lang und geradeauslaufend auf kalkig-salziger Mineralität. Frische Säure und geschliffenes Tannin sind dabei im ständigen Wechselspiel, lassen den Wein zart und animierend wirken. Geniale Tiefe und Aromenkomplexität. Wenn man hier einen Burgundvergleich nennen möchte, dann wäre es hier ein eleganter Vosne-Romanée. Ein wirklich brillantes Debüt für diesen neuen Langstreckenläufer im Portfolio der Ziereisens, der aber jetzt in der Jugend auch schon so unglaublich entzückend seinen Charme ausspielt. 96-97/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

95+
/100

Parker über: Blauer Spätburgunder Jaspis Hermann

-- Parker: From the oldest (50-year-old) vines in the Talrain parcel in Feuerbach, the 2021 Jaspis Spätburgunder Hermann opens with dark and intense fruit with spicy, darker-toned fruit aromas reminiscent of dark cherries and black berries and a hint of toast. Full-bodied, refined and elegant on the palate, this is an energetic, enormously saline and tight rather robust and challenging Pinot that will benefit from bottle aging. 12% stated alcohol. Tasted at the domaine in late February 2024.

Mein Winzer

Hanspeter Ziereisen

Den in Mischwirtschaft betriebenen Hof seiner Eltern wollte der gelernte Zimmermann Hanspeter Ziereisen zunächst nicht weiter führen, zu mühsam war der Broterwerb als Landwirt im Spargeldominierten Markgräflerland.

Blauer Spätburgunder Jaspis Hermann 2021