Riesling Vom Schiefer Ortswein 2023

Gut Hermannsberg: Riesling Vom Schiefer Ortswein 2023

VDP

Zum Winzer

93–94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2037
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
3
Lobenberg: 93–94+/100
Suckling: 94/100
Galloni: 93/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vom Schiefer Ortswein 2023

93–94+
/100

Lobenberg: Das ist der Art Zweitwein aus dem Hermannsberg, so wie der vom Vulkan aus der Kupfergrube kommt. Hier sind wir komplett auf Schiefer gewachsen. Das ist hier eher Tonschieferverwitterung, eigentlich kein echter Devonschiefer wie an der Mosel. Nur geringe Maischestandzeit, dann abgepresst und spontan vergoren im Edelstahl, teilweise auch im Holz. Der Wein bleibt ohne Abstich auf der Vollhefe von der Vergärung an bis Ende März. Durchgegoren auf 3 Gramm. Mit unter 35 Jahren sind es die jüngeren Reben der GG Lage. Die Nase des Vom Schiefer ist etwas gesetzter und feiner als die des Vom Vulkan. In die Nase steigt ein steinig-staubiger Duft wie Sommerregen auf Asphalt, Zitronentee, Melisse und ein Hauch gelbe Frucht. Der Wein wirkt spannungsreich und schlank, energetisch, fast ein bisschen wild. Erinnert fast ein wenig an großen Chenin Blanc von der Loire in dieser griffigen, steinigen Würze. Grüne Quitte und grüner Tee, etwas Orangenabrieb. Der Wein ist schön komplex und in sich stimmig, dennoch ist er schon ziemlich griffig und straight, mit ein bisschen Luft wird er runder und geschmeidiger. Eine Ode an die Freude, ein wirklich leckerer Zechwein mit Klasse und raffinierter Finesse. Er ist fein und doch steinig-pikant. 93-94+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Riesling Vom Schiefer Ortswein

-- Suckling: In spite of the generous citrus fruit and wildflower aromas, this sleek beauty is anything but dramatic. In fact it is still quite tightly wound on the medium-bodied palate. The garden herb complexity that makes this stand out builds and builds in the long, cool, elegant finish. Needs a bit of time to give its best. 100% from the Hermannsberg GG site. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drinkable now, but best from 2025.

93
/100

Galloni über: Riesling Vom Schiefer Ortswein

-- Galloni: The 2023 Riesling vom Schiefer is picked exclusively in the Hermannsberg. It is fermented in both stainless steel and Stück, from vines that do not make it into the GG. The crushed herb nose has a minty lift and a subtle stone note. Both notions are fleeting on the shy nose. The palate is a beautifully fused combination of salt, apple tisane and tender citrus. The slender palate has immense fill while retaining its fine contour, brimming with ripe, tart, lovely orange zest, elongated, juicy, ripe and lasting. The 2023 is beautiful, smooth and lasting. (Bone-dry)

Mein Winzer

Gut Hermannsberg

Im Jahr 1901 gründete der preußische Staat die Domäne und erwarb die ersten Flächen: steiles, zerklüftetes und felsiges Gelände inklusive einer ehemaligen Kupferschürfung.

Riesling Vom Schiefer Ortswein 2023