Lobenberg: Die Reben des 2011 gepflanzten Weinberges aus einer extrem ertragsreduzierten burgundischen Selektion Massale weisen eine Pflanzdichte von 14.000 Stöcken pro Hektar auf. Das heißt, der Einzelstockertrag ist winzig. Das führt insgesamt zu nur zwei Barriques. Das ist einfach eine so schräge Story. Ein Lehrerehepaar verwirklicht seinen Traum im privaten Garten, der ein ehemals genialer Weinberg auf reinem Kalksteinfels (leichte Lößauflage darauf) über der Stadt Oppenheim ist. Er wird ausgebaut im gebrauchten Barrique von einer Tonnellerie aus dem Burgund. Die Vergärung geschieht immer mit einem gewissen Anteil Rappen und findet in speziellen Cuves von Stockinger statt. In 2023 aber nahezu keine Rappen, weil der Jahrgang zu herausfordernd war und die Rappen nicht die von Kai gewünschte Qualität hatten. Die Trauben werden von Hand vom Stilgerüst getrennt, um keinerlei Verletzung der Beeren zu verursachen. Säure, Frucht, Tannin, alles ist perfekt ausgewogen, greift in einander, nicht zu viel und nicht zu wenig. Wenn man diesen Wein probiert, schmeckt man, dass Kai Müller ein Pinot Noir-Freak ist, der alles was Rang und Namen hat in seinem Leben schon vielfach auf der Zunge hatte. Er weiß wie ein großer Pinot schmeckt und er weiß genau, wo er hinwill mit seinem Wein. Der 2023 ist außergewöhnlich fruchtstark und saftig, er hat nicht die aromatische Tiefe von 2022, sondern ist etwas leichtfüßiger und verspielter. Irgendwo auch blumiger. Er zeigt eine kühle Brombeere, Lorbeerblatt, Minze und dunkle Kirsche. Es ist kein überintellektueller Pinot Noir. Der 2019er, auch der 2021er waren viel stringenter, seriöser in ihrer Art. Wir sind in 2023 bei einer trinkigen Delikatesse mit feiner Beerenfrucht und kirschiger Frische. Der 2022er war absolut mega, da kann der 2023er nicht ganz ran, aber in seiner samtigen Frische ist er dennoch ein wunderbarer Spaßmacher für den Genuss.