Lobenberg: Das Traubengut für diesen Wein stammt nur von Buntsandsteinlagen. Als Frank John sein Weingut Anfang der 2000er Jahre begann, war sein Ziel nicht Lagenwein, sondern Bodenwein zu machen. Entsprechend hat er Weinberge übernommen, die eine klimatische Spielbreite abdecken können. Die Lagen erstrecken sich von Hambach im Süden bis zu den Hochlagen von Leistadt im Norden, also über rund 30 Kilometer entlang der Mittelhaardt. Sehr langsame, oxidative Pressung. Die Trauben werden gemahlen, dann bleiben sie in der Presse liegen, bis sie voll ist. Die ersten Partien haben also einige Stunden Maischestandzeit, die letzten gar keine. Rund einjähriger Ausbau auf der Vollhefe. Die kargen Buntsandsteinlagen sorgen für tiefe Durchwurzelung der Reben, sie müssen sich anstrengen an Nährstoffe zu kommen. Der Ausbau von Frank John ergibt eine gewisse Komplexität, lenkt stets von der Primärfrucht ab, die Riesling manchmal haben kann. Das Bouquet duftet nach Wiesenkräutern und gelben Blüten, ist insgesamt sehr deutlich pfälzisch angehaucht mit tiefgelber Frucht, Pfirsich, Aprikose, etwas Olivenöl, grüne Mandarine, blühender Rosmarin. Dieser John’sche Stil ist schon beeindruckend, weil es diese enorme Tanninstruktur hat, diese Griffigkeit, blind könnte man es fast für einen Rotwein halten. Das Erdig-würzige ist hier so ausgeprägt, ganz anders als man es sonst so kennt aus der Pfalz. Sehr komprimiert und fest gebaut. Der Wein durchläuft eine Malo, ist also komplett stabil, aber durch die initial sehr hohen Weinsäureanteile wird hier nur wenig Äpfelsäure verwertet, es gibt also nichts Laktisches. Anklänge von reifen Mirabellen, Weinbergpfirsich und eine feine Kräuterwürzigkeit nebst Gelbwurz und Kamille, auch Sonnenblumenkerne. Klingt lange aus und hallt mit Zitrus- und nussigen Aromen aus. Ein komplexer, leicht fleischiger und herbsaftiger Riesling mit einer ganz eigenen Typizität. Ganz anders als zum Beispiel die puristischen von Buhl Rieslinge aber auch nicht vom Typ von Winning. Eine Art Mittelweg und ganz eigen. 94+/100