Lobenberg: Dieser hochspannende Wein entstand im Jahrgang 2020 aus reinem Zufall zum ersten Mal im Keller des Weltklasse-Bio-Weinguts Foradori. Die über 40 Jahre alten Chardonnay-Reben stehen am Fuße des Monte Baldo in über 350 Höhenmetern auf fast reinem Dolomitgestein. In dieser Lage bekommt man bereits ein echt alpines Feeling! Nach 12 Stunden im Kontakt mit den Traubenschalen wurde der Saft mit wilden Hefen im Zementtank vergoren, anschließend ging es zum Ausbau ins gebrauchte Barrique. Nach einiger Zeit stellte Emilio Zierock fest, dass sich auf natürliche Art und Weise eine Hefeschicht auf dem Wein im Fass gebildet hatte. Das ist in den meisten Fällen kein gutes Zeichen, denn diese »gute Art« der Hefen, die zu individuellen und spannenden Weinen führt, gibt es wirklich ganz selten – eigentlich treten sie nur im Jura oder der Sherry-Region in Andalusien regelmäßig und relativ verlässlich auf. Vor der Analyse der Hefeschicht befürchtete Emilio also zu Recht das Schlimmste, aber zu seiner totalen Verzückung waren die Hefen in seinem Fass genau diese guten Hefen, die er sich nicht zu wünschen gewagt hätte. Kurzum besorgte er sich ein echtes, gebrauchtes Sherryfass aus Andalusien, um der zarten Hefeflora seines Chardonnays mit den darin vorkommenden Hefen zu unterstützen und zu stärken. 2021 und 2022 gab es diesen Wein nicht, weil sich keine Hefeflora entwickelt hatte. Der Jahrgang 2023 stand jedoch mit diesem Flor Chardonnay wieder unter einem guten Stern! Der Wein steht zartem Goldgelb im Glas. Die Nase ist zart und würzig, dabei auch unheimlich salzig und mineralisch. Ein Hauch süße Vanille, Karamell auf Quitte, Rosmarin, etwas Safran, Mandeln, Haselnuss, frisches Brioche, aufgeschnittene Birne und duftende Lindenblüten. Hier haben wir die Aromatik eines super dezenten, »alpinen Flors«, der dem Wein lediglich eine zarte, nussig-würzige Hefe-Aromatik verleiht und zudem eine weitere aromatische Ebene und geniale Spannung. Schon die Nase verzählt von der Einmaligkeit dieses Projektes: Cool Climate und Hefe-Flor in Kombination mit Chardonnay aus Höhenlagen. Aromatisch katapultiert mich dieser Wein nicht ausschließlich in die Sherry-Region, sondern viel eher ist er eine Kombination aus einer zarten Version eines Vin Jaune aus dem Jura, der eben nicht 7 Jahre im Fass lag, sondern nur zwei, einem Sherry und einem mineral-geladenen weißen Burgunder. Singend frisch, komplex und saftig. Im Mund rollen nussige Salzkaramell-Noten ohne jegliche Süße über meine Zunge. Komplett straff und mit einer vibrierenden Säure Struktur, die nur in so einem einzigartigen Klima entstehen kann. Subtile gelbe Fruchtnoten legen sich darunter. Erneut frische Birne, gelbfleischiger Apfel, Quitte und nussiger Bockshornklee. Die Kombination der Würze mit Safran, Pekannüssen, dezentem weißem Pfeffer und der Hefe Aromatik ist mega beeindruckend. Das ist mit Sicherheit einer der »freakigsten«, spannendsten und eigenständigsten Chardonnays, die ich je getrunken habe und zudem ein Wein der obwohl er klar »anders und einzigartig« ist beinahe massentauglich wäre. ABER es gibt von diesem tollen Stoff wieder nur wenige Flaschen – zum Glück konnte ich eine gute Zuteilung davon sichern