Lobenberg: Bei der tollen Qualität, die bereits in der Basis steckt, war klar, dass Frank irgendwann mal eine höhere Qualität daraus ziehen würde. Der Grauburgunder S wird im großen Holz von 2000 Litern ausgebaut, für den 2024er ist das Fass neu. Im Wesentlichen gibt es auch jeweils nur ein Fass vom Weiß- und Grauburgunder S, wobei es in 2024 keinen Grauburgunder R geben wird, jenes Halbstückfass lief also auch noch in diesen Wein und gibt ihm einen schicken Boost. Der S ist eine Selektion der feinsten Trauben, zudem stehen die Reben in einer richtig starken Parzelle mitten im Kernbereich des Frühlingsplätzchen. Also grandioser Boden. Für einen Grauburgunder ist das schon unverschämt fein in der Nase. Das kühle Jahr 2024 hilft natürlich, dem Grauburgunder noch mehr Spannung zu geben. Es gibt kein Fett in diesem Jahr, und doch hat er einen sehr dichten Schmelz. Wie meist bei Schönleber, ist der Wein eher reduziert in der Frucht, nicht wirklich laut. Zarte Erdigkeit, etwas Tee und Schwarzbrot, hat nur zarte Anklänge von roter Frucht, ganz wenig Boskoop und Gartenkräuter, ein ganz klein wenig Brioche. Diese Burgundersorten von der Nahe sind wirklich extra, ich mag diese Eleganz und die Finesse, die sie hier entwickeln können. Sehr geradlinig, fast kühl, jedenfalls schlank und geschliffen für einen Grauburgunder. Das ist schon ziemlich fein für sich genommen. Der Wein trinkt sich wunderbar in 2023, er ist eher auf der feinen Seite, moderater Alkohol, sehr balanciert, trinkfreudig, ein Ausbund an Eleganz.
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!