Riesling Scharzhofberger Auslese 2022

Egon Müller: Riesling Scharzhofberger Auslese 2022

GC Club

VDP

Zum Winzer

98–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
7,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2080
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
sehr süss
3
Lobenberg: 98–100/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Scharzhofberger Auslese 2022

98–100
/100

Lobenberg: Bei den Spätlesen und Auslesen sieht Egon Müller Parallelen zu seinem großen Jahrgang 1999. Für ihn sind 1999 und 2019 Meilensteine seiner Karriere. Am 2. und 3. Oktober kam der große Regen, Egon Müller hatte allerdings schon etwas früher angefangen mit der Lese. Am 7. Oktober war die Lese dann beendet, weil er ziemlich Gas geben wollte. Ende Februar, Anfang März abgefüllt, so früh wie selten. Aber auch die Lese war rund 4 Wochen früher zu Ende, also passt das alles wieder ins Bild. Seit 2021 ist die ikonischste aller Auslesen also wieder back in the game, nachdem es 2020 keine gab. Auch 2022 gibt es wieder eine Auslese und zwar mit sehr hohem Botrytisanteil. Auslesen waren überproportional selten in 2022 an Mosel und Saar, weil der Jahrgang hohe Mostgewichte kaum hergab. Man musste sich schon mächtig ins Zeug legen, um so eine feine und zugleich druckvolle Auslese zu ernten, aber der Scharzhof hat eben oft diese tolle Botrytis, das hilft ungemein. Der Duft zeigt eingemachte Birne, Quitte, Lemongrass und Tonicwater, auch Aprikosenmarmelade. Das Verblüffende ist die Kühle, die der Wein zeigt und die man diesem Jahrgang kaum zugetraut hätte. Nach diesem superheißen Jahr, das sonnenreicher als 2018 war an der Saar, gibt es hier diese wunderbare minzig-mentholische Eleganz. Das ist schon sehr erstaunlich! Der Mund ist konzentriert, hat ein festes Chassis aus Schiefergestein, Salz und Druck aus der rosinierten Frucht. Viel üppig-reiche Birne, säuerliche Maracuja, Bitterorange. Eine geradezu berauschende Auslese und ziemlich einzigartig in diesem Jahrgang! 98-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

98
/100

Suckling über: Riesling Scharzhofberger Auslese

-- Suckling: A cornucopia of ripe summer fruits and flowers pour from the glass of this spectacular Saar Auslese, it’s difficult to tear yourself away from the nose. Serious concentration on the medium- to full-bodied palate but in a self-confidently relaxed manner. No drama, much less pomposity. Instead, ever more compelling as it flows over the palate. Fabulous textural complexity at the finely-nuanced finish. Decades of aging potential! Drink or hold. 98/100

Mein Winzer

Egon Müller

Die besten edelsüßen Rieslinge der Welt kommen von der Saar und der Mosel. Das Weingut Egon Müller steht allgemein anerkannt an der Spitze dieser kleinen Elite. Man muss keine weiteren Worte verlieren. Wer die hohen Preise der weltbesten Weine bezahlen will und kann, weiß warum diese Summe dennoch...