Lobenberg: Was ist in diesem Jahr bloß los? Entweder mit mir oder mit dem Jahrgang. Auf jeden Fall im Bereich der Edelsüßen hat Deutschland scheinbar einfach ein großes Jahr, weil die Weine so fein und zugleich saftig und fruchtstark sind. Nicht dicklich und üppig, weil die Säure so präsent ist. Dies Pittermännchen hat über 10 Gramm Säure bei über 70 Gramm Zucker, Alkohol liegt bei nur 7,5%, also unterhalb des Kabinetts. Aber diese Spätlese, die komplett im Stahl ausgebaut wurde, ist so geradeaus, so fein, so filigran. Absichtlich nicht ins Holz gegangen, um dieses seidige Feuerwerk nicht zu zerstören. Um aus der tänzelnden Primaballerina kein dicken Wein zu machen. Keine Botrytis, nur europäische Frucht, nur tänzelnd mit Tee, Zitronengras und Birne. Vielleicht ein ganz kleiner Hauch weiße Johannisbeere darin. Im Mund leicht wie eine Feder und zart wie eine junge Tänzerin. Unendlich fein und raffiniert. Zu trinken wie ein Kabinett. Man würde in einer Blindprobe auch nicht auf Spätlese tippen. Das macht unglaublich Freude. Das ist ein Wein zur Essensbegleitung genauso wie für die Terrasse. Ein richtiger Tanz um die Feinheit. Das macht richtig Spaß. Die besten Spätlesen dieses Jahres sind eben die filigranen Tänzerinnen und dazu gehört dieser Wein von Diel auf jeden Fall. 98-99/100