Lobenberg: Les Aurelles arbeitet biodynamisch in den Weinbergen. Alle Trauben werden per Hand gelesen, stets in kleine Kisten und nur in den Morgenstunden, wenn es noch etwas kühler ist. Die Mazerationen sind ausschließlich sehr sanft, nur wenig händisches Unterstoßen. Auf Les Aurelles sucht man, wie bei Grange des Peres, die größtmögliche Eleganz innerhalb des mediterranen Spektrums Südfrankreichs. Dazu trägt auch bei, dass die Weine bei Les Aurelles niemals Holz sehen. Die gesamte Vinifikation und der Ausbau finden in emaillierten Edelstahlcuves statt. Der Ausbau dauert mindestens vier Jahre, daher erscheinen alle Weine im Late Release erst 5 Jahre nach der Ernte oder noch später, wenn sie ihr Equillibrium gefunden haben. Aurel und Solen wachsen auf den alten Terrassen-Anlagen der Appellation Pézenas auf lehmig-sandigem Boden auf einem Kalksteinfelsbett, rötlich, also stark eisenhaltig. Die Weinberge liegen nur rund 30 Kilometer vom Meer entfernt und werden durch das nahe Massif Central von Abwinden gekühlt, das ermöglicht diese große Eleganz hier. Aus dem heißen Jahr 2017 präsentiert sich Solen dennoch kraftvoll und tief, mit einer unbändigen Würze in der Nase von rotem und schwarzem Tee, rotem Pfeffer, Lakritze und warmem Sandstein, dann kommt viel Schlehe und rote Pflaume mit einem Touch Orange. Grandiose Aromatik, wild und zugleich so elegant und feinsinnig. So setzt sich das ganze Spiel auch im Mund fort. Gewaltige Konzentration durch die sehr niedrigen Erträge von unter 20 hl/ha und alten Reben, aber alles wirkt filigran und schwerelos im Mund. Eine Eleganz wie Grange des Peres. Dabei viel Schubkraft aufbauend, Würze, Pfeffer, Kirschfrucht mit Grapefruitfrische, alles baut sich auf und entlädt sich mit vulkanischer Mineralität im sehr feinen Ausklang. Die Power von 2017 trifft auf die Finesse von Les Aurelles, viel besser geht es nicht mehr. Ich probiere 2016 und 2017 nebeneinander und bin mehr als verblüfft, wie ähnlich sie sich im Stil sind. Ich habe 2017 viel wärmer und reicher erwartet, aber es ist ebenso elegant und fein wie 2016. Das ist schon ein Hammer, wie sich der Stil dieser Domaine durch die Jahre zieht. Außer Grange des Peres und Cassagne-Vitailles kenne ich nichts im wilden Süden, das so fein ist bei dieser Größe.