Domaine des Lambrays: Clos des Lambrays Grand Cru 2023

Lobenberg: Es gibt nur einen Wein aus allen Fässern und allen Parzellen, es gibt keine Abstufung. Es soll um den gesamten Ausdruck des Weinbergs gehen. In 2023 zu rund 80 Prozent als Ganztrauben vergoren in zylinderförmigen Holzcuves, die extra für Lambrays angefertigt wurden. In 2022 war es genauso, weil die Jahrgänge in der Auslegung beide warme, eher mediterranere Jahre waren. Wobei 2022 etwas trockener und 2023 erst gegen Herbst richtig heiß war. Der Sinn der zylindrischen Cuves ist, dass ein Aluminiumdeckel aufgesetzt werden kann, damit die Gärung trotz eigentlich offenen Holzcuves unter komplettem Sauerstoffausschluss beginnen kann. Normalerweise möchte man, dass die Gärung in offenen Holzcuves schnell beginnt, dass die Gärgase den Tresterhut vor Oxidation schützen. Bei Lambrays will man allerdings gerne eine gewisse Standzeit mit langsam beginnender Fermentation haben, dazu dann die Deckel gegen Sauerstoff. Auf die üblicherweise konischen Holzcuves, wie sie im Burgund üblich sind, passt der Deckel aber nicht drauf, daher die extrem kostenintensive Sonderanfertigung. Aber bei diesem Flaschenpreisen lohnt sich das Invest in beste Technik. Der Clos des Lambrays ist immer der finnesenreichste der Grands Crus in Morey, das ist seit Jahrhunderten der Eindruck sämtlicher Verkoster gewesen und selbst der Mönche schon, wenn man ihren Aufzeichnungen glauben mag. Die ganze Diversität und Komplexität des Weinberges mit seinen sieben verschiedenen Parzellen findet sich im Wein wieder. Wie gesagt, nichts wird abgestuft. Wir haben die süße, dichte Frucht, vor allem Himbeere und Erdbeermark, die eine hochfeine Delikatesse ausstrahlen. Dazu ein ganzes Beet an Frühlingsblumen von Rosen über Tulpen und Veilchen. Einfach entzückend. Die Frucht spielt, obwohl genug da ist, keine Hauptrolle hier. Wir sind eher in der blumigen und zartwürzigen Richtung unterwegs. So oder so ein atemberaubend komplexer Wein, der für Minuten auf der Zunge steht. Jacques Desvauges schafft es wirklich, die allerletzte Finesse aus diesem Weinberg herauszukitzeln – und das ist einem so herausfordernden Jahr. Die Tannine streicheln den Gaumen, sie sind so hochfein, dass man sie kaum wahrnimmt, obwohl sie massig vorhanden sind. Es gibt keinen Zweifel, dass der Wein 20 Jahre und länger in einem Keller verschwinden kann und immer noch strahlt. Doch wer bringt es übers Herz, seine Finger so lange von dieser Delikatesse und Gourmandise fernzuhalten. Ich wahrscheinlich nicht. Das ist zum Reinspringen schöner Stoff aus einem der besten Weinberge des Burgunds. Schöner war Lambrays wahrscheinlich nie. Clos des Lambrays ist kühler und eleganter als der etwas reichere, druckvollere Nachbar Clos de Tart, wobei sie sich in den letzten Jahren durch das sehr perfektionistische Winemaking etwas annähern, gerade in Sachen Eleganz.