Lobenberg: Der Dog Point Pinot Noir entsteht aus sechs verschiedenen Pinot Noir Klonen, die ältesten Rebstöcke wurden 1983 gepflanzt. Mit 35 Hl/Ha ist der Ertrag mini. Nach der sorgfältigen Handlese werden die Trauben zum Großteil entrappt, aber 25 Prozent Ganztrauben, also mitsamt der Stiele, werden ebenfalls vergoren, das trägt zur Textur und zur aromatischen Vielschichtigkeit des Weins bei. 100 Prozent wilde Hefen aus den biologisch bewirtschafteten Weinbergen. Anschließend folgte der 18-monatige Ausbau in französischen Barriques, 30 Prozent davon waren neu. Ich probiere den Wein im Spätsommer 2025, wenige Wochen nachdem mich der Late Release des 2015er Pinot Noir von Dog Point total von den Socken gehauen hat. Der Stoff ist zugänglich, aber im zarten Alter von ungefähr 3,5 Jahren (in Neuseeland wird immer ein halbes Jahr vor der nördlichen Hemisphäre gelesen) gerade erst in seinem ersten Trinkfenster. Die Entwicklungskurve im Glas gleicht einer Achterbahnfahrt. Erst kommen langsam immer mehr und mehr Aromen hinzu. Die Bahn tuckert stetig steil in die Höhe. Nach einer viertel Stunde geht’s dann richtig rund und der Stoff wirbelt mich im Achterbahnzug von links nach rechts! Krass. Mittleres, leuchtendes Rubinrot. Frisch eingeschenkt ist die Nase dieses Pinot Noirs erstaunlich dicht, dunkel und würzig. Brombeere, schwarze Johannisbeere, Schattenmorellen, dunkle Pflaumen, Lakritz, Teer, gedrehte Torferde, Tabak, Nelken und tiefdunkel brummendes ätherisches Mahagoni- und Zedernholz. Die Frucht offenbart keinerlei Süße, sondern Präzisionsreife! Nach ein paar Minuten im Glas kommen die Aromen der Rappen und Kräuter hinzu: Himbeerstrauch, Unterholz, Fenchelsamen und etwas Anis. Wenig später legt die Mineralität los! Kühler Granit und würziger kalkiger Sandstein. Dann tauchen noch florale Noten wie Potpourri und etwas Moschus auf. Was seine Komplexität anbelangt, haben wir hier einen Rundumschlag! Dieser Pinot ist eine aromatische Schönheit. Auch im Mund ist die Frucht dunkel. Schwarzkirsche, Pflaume und Holunderbeeren mit einem Hauch Chili, Vanille und Zedernholz. Die ausgewogenen Tannine sind geschliffen und von pudriger Textur. Die frische Säure Balance zur Frucht sorgt dafür, dass der Stoff lange auf der Zunge bleibt. Hier sind wir stilistisch genau zwischen Markus Molitors Schiefer Würze und Fritz Beckers Kalkstein Eleganz. Im Vergleich zu den Pinots von Felton Road ist dieser Dog Point noch dunkler und noch erdiger. Pinot in dieser Klasse und in diesem Preisbereich ist heute schon eine Seltenheit und dieser Wein würde – im Restaurant eingeschenkt – für viel Freude und Überraschung unter den Pinot Noir-affinen Gästen sorgen. Garantiert!