Lobenberg: Das ist schon nochmal eine Steigerung zum Las Lamas, den wir zuvor im Glas hatten. Der Faraona ist noch dichter, aber gleichzeitig feiner. Vielleicht sind die vulkanischen Elemente dafür verantwortlich, dass der Wein so fokussiert und konzentriert ist in der Mitte. Aber er ist überhaupt nicht fett, es ist nur viel Schiefer, viel Schärfe und Würze. Nur Riechen reicht… Auch hier wieder unter der satten konzentrierten Frucht eine leichte Blutspur. Was sind das für eigenwillige Weine von Palacios in Bierzo – fast dramatisch! Wow, der Mund haut mich um! Was für eine Intensität! Trotz aller Priorats, die ich heute probiert habe, ist das hier sicherlich das intensivste Geschmackserlebnis des Tages. Da zieht sich selbst die Zunge zusammen. Blut und rote Frucht, dramatisch konzentriert, trotzdem überhaupt nicht fett. Total trocken und trotzdem eine blutige Fruchtsüße zeigend. Hyperkonzentrierte Zwetschge mit Cranberry und Sauerkirsche, dazu süße Kirsche, Lakritze und Milchschokolade. Das Ganze in einer unglaublichen Spannung, zusammen mit den Rappen ist das ein Hyperkonzentrat in Finesse. Aber wenn ich hier Hyperkonzentrat sage, dann meine ich es wirklich. Das ist eine Intensität, die einen zwingt, nur immer Schluck für Schluck zu trinken. Das ist nichts was man so runterstürzen kann. Dafür ist es einfach zu viel. Bitte die Flasche teilen und das Erlebnis mitnehmen. Großer, großer Stoff! *** Descendientes – also die Abkömmlinge von J. Palacios. Er war der Vater von Alvaro und der Großvater von Ricardo. Sie betreiben dieses Joint Venture in Bierzo, das von Ricardo auf Anregung seines Onkels Alvaro gegründet wurde. La Faraona ist ein kleiner, extrem steiler Plot mit nur 0,5 Hektar Buschreben in 975 Metern Höhe. Sie sind rund 80 Jahre alt und stehen in Südostexposition. Uralte wurzelechte Reben, die vor langer Zeit Weißwein lieferten und dann umgepfropft wurden. Unter einer 37 Zentimeter dicken Schicht aus lockerem Schieferboden liegt purer Schieferfelsen mit viel vulkanischen Anteilen. Ein sehr karger und armer Boden, auf dem nur minimale Erträge entstehen – oftmals werden pro Rebe nur 500 Gramm Trauben gelesen. Der Wein besteht aus 95 Prozent Mencia und einem kleinen Anteil verschiedener autochthoner Sorten. Im Weingut werden circa 20 Prozent der Trauben nicht entrappt, sie werden in den Holzgärtank gegeben und mit Füßen angequetscht. Anschließend wird die restliche entrappte Maische draufgegeben. Die Gärung dauert ungefähr zwei Monate. Anschließend wird das Ganze abgepresst und für den Ausbau in große Holz-, Stahl- und Betonfässern gegeben, später in Holz mit unterschiedlichen Größen – Barriques sowie 500- bis 700-Liter Fässer.
2024 startete mit viel Wasser ins Jahr, hervorragende Auffüllung aller Speicher. Das Frühjahr brachte immer noch Regen und manchmal Kühle, Verrieselung der Blüte und Kampf gegen Pilze. Das bedeutet insgesamt geringer Ertrag. Ein moderater Sommer war perfekt für ein frisches Ergebnis, im Spätsommer und Herbst folgten einige Regenfälle. Wer vor der zweiten Oktoberwoche mit den schweren Regenfällen alles gelesen hatte (ALLE Topwinzer lesen inzwischen spätestens Anfang Oktober) hatte ein superbes Ergebnis. Rassige, frische Weine wie 2021, Cool Climate, vibrierende Rotweine und aufregende Weißweine. 2024 ist bei den besten Winzern Spaniens ein großes Jahr wie 2021. Schlanker und kühler als das opulentere 2023, reifer und zugleich frischer als das überheiße und blockierte 2022, aufregender und vibrierender als 2018 bis 2020. In der Klasse sicher so groß wie 2016 und 2019, eher noch etwas spannender und schicker, wie gesagt mit sehr viel Parallelen zu 2021.