Christmann: Spätburgunder Königsbacher Ölberg Erstes Gewächs 2022

Christmann: Spätburgunder Königsbacher Ölberg Erstes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

Spätburgunder 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
Lobenberg: 95–96/100
Parker: 95/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Königsbacher Ölberg Erstes Gewächs 2022

95–96
/100

Lobenberg: Der Königsbacher Ölberg hat einen sehr komplexen, etwas kräftigeren kalksteinigen Boden. Ein Weinberg, der durch seine süd-östliche Ausrichtung die Morgenwärme wie ein Kessel einfängt. Es ist die Verlängerung des Idig in Richtung Deidesheim. Eine alte Parzelle, die 2018 umveredelt wurde mit Pinot-Genetik von Julian Huber. Ausbau mit geringen Neuholzanteilen in burgundischen Barriques. Rund 30 Prozent Rappenanteil. Sehr dunkelwürzige Nase. Dunkle Mineralität, zartrauchige Reduktion, Feuerstein, Graphit. Helle Lakritze, intensive, dunkle Kirsche, satt und druckvoll aus dem Glas duftend, dann auch Nelken, Schwarzkirsche, blaue und schwarze Waldbeeren. Ein sehr passendes Zusammenspiel aus der kühleren, schlankeren Art der deutschen Spätburgunder-Genetik und der verführerischen, hedonistischen, beerigen Cremigkeit und Dichte der französischen Reben mit diesen hoch intensiven Trauben. Der Ölberg hat schon gewaltig viel Schub, ist aber so fein und elegant dabei. Eigentlich eine erste Lage, aber für mich ist das hier ganz klar schon GG-Niveau. Am Gaumen mit feiner Dichte und Konzentration, brillanter Mineralität, die eine kalkige Textur auf der Zunge hinterlässt. Dazu feines Salz, süße Beerenfrucht, Schlehe, wieder dezente Lakritze und Noten von Veilchen. Schon ein bisschen Chambolle Musigny in dieser blau-rotfruchtigen, filigranen Charmeoffensive. Ein Tänzer, filigran und poliert. Das ist der Weg zur Größe, Sophie Christmann hat wirklich einen grandiosen Stil entwickelt.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Parker über: Spätburgunder Königsbacher Ölberg Erstes Gewächs

-- Parker: The 2022 Spätburgunder Königsbacher Ölberg VDP.Erste Lage is deep, intense and fresh on the fragrant nose that is full of red forest berries, floral nuances and terroir spices. This is the Baden-styled Pinot from this Pfalz producer, and in fact, the vines are based on massal selections from Julian Huber's Schlossberg GG in the Breisgau. On the palate, this is a dense and concentrated Pinot with noble, spicy tannins that are perfectly integrated into the texture of this Pinot Noir that has good power, flesh and length and a stimulating saline finish. 13% stated alcohol. Diam 30 cork. Tasted at the domaine in January 2024.

Mein Winzer

Christmann

Seit 1996 ist Steffen Christmann in 7. Generation das Mastermind hinter Weingut A. Christmann. Inzwischen ist auch Tochter Sophie fest an seiner Seite. Das dynamische Duo steht hinter einigen der größten Weine der Pfalz aus biodynamischem Anbau.

Spätburgunder Königsbacher Ölberg Erstes Gewächs 2022