Lobenberg: 84% Merlot, 16% Cabernet Franc. Die Ernte fand zwischen dem 29. September und 5. Oktober statt. Auf diese Nase war ich besonders gespannt. Evangile hat häufig eine unglaublich wuchtig dichte Nase und war in 2014 für mich erstmalig so ungeheuer fein, was sich nun in 2015 fortsetzt. Zum Reinspringen schöne Schwarzkirschnase, fast nichts anderes als diese unglaublich feine, voluminöse schwarze Kirsche. Es ist perfekt direkt nach Château La Croix zu Evangile zu fahren und von der feinen roten Kirsche, von dieser enormen zärtlichen saftigen Frucht, in die deutlich massivere, aber auch geschmeidig charmante schwarze Kirsche zu plumpsen. Das ist ein unglaubliches Pomerol-Jahr, nur ganz langsam schälen sich auch ein bisschen süße Maulbeere und ein bisschen Cassis heraus. Die Dominanz der Kirsche bleibt aber total. Jetzt bin ich gespannt auf den Mund. Der Mund kommt rüber wie eine dichte, schwarze Tanninwolke, aber schwebend, fein, ultraschick und ultralecker. Ich persönlich ziehe La Croix, der das Gegenstück in roter Kirsche ist, in seiner Zärtlichkeit und Trinkigkeit noch vor, aber Evangile ist der größere Wein. Auch dieser Wein in grandioser Köstlichkeit, ein Wein, der immer ausgesoffen werden wird. Der warme kirschige Mundeindruck von Evangile ist wirklich eine kleine Sensation. Wir haben hier 2014 mit noch viel mehr dichter, schiebender Frucht, aber alles ist butterweich. Der immense Tanninteppich ist zu spüren, man ahnt, dass das eine Dimension ist, wie sie in den ganz großen Jahren wie 1961 gab… Nein, dieser Wein ist wahrscheinlich sogar genau so grandios, oder gar besser, als der geniale 64er in schwarzer Kirsche. Es ist nicht der einzige grandiose Pomerol, aber er ist ganz klar auch ganz oben. 100/100