Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel 2022

Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel 2022

96+
100
2
Cabernet Sauvignon 47%, Merlot 47%, Petit Verdot 6%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2053
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 96+/100
Decanter: 95/100
Jane Anson: 94/100
Suckling: 94/100
Jeb Dunnuck: 93/100
VVWine: 92–94/100
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Estephe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel 2022

96+
/100

Lobenberg: Le Boscq besteht 2022 aus 47 Prozent Cabernet Sauvignon, 47 Prozent Merlot und sechs Prozent Petit Verdot. Satte Grafit-Veilchen-Lakritz-Nase. Sehr blumig, sehr dicht mit Cassis und Maulbeere, aber nicht aggressiv, sondern ganz fein. Schwarz und trotzdem spielerisch-leicht tänzelnd. Ohne, dass der Wein als Leichtgewicht rüberkommt – das hat schon aromatische Intensität, er ist nur nicht schwer oder rustikal, sondern sehr tänzelnd fein bleibend. Fast burgundisch – so etwas wie ein schwarzfruchtiger Morey-Saint-Denis. Dann ein sehr komplexer Mundeintritt mit Schlehe, Sauerkirsche, Lakritze und Nougat. Intensiv mit Veilchen und Grafit, druckvoll, aber überhaupt nicht fett. Die Tannine sind poliert, extrem seidig, der Körperbau mittel, Kraft ohne Fett aber mit viel Charme. Kein zu massiver Wein, sondern ein sehr harmonischer, komplexer, fruchtbetonter, samtiger Le Boscq. Uns seeehr archetypisch Saint Estèphe! Ein salziges Spiel, wieder mit viel Grafit und schwarzblauer Frucht im Finale. Das macht Freude! Es ist sogar besser als in den großen Jahren 2010 und 2016. Auch an 2020 kommt er knapp vorbei und er ist durchaus auf verdammt hohem Level. Zusammen mit Domeyne, Haut Marbuzet, Lafon Rochet und Capbern erster Verfolger von Phelan. Auf jeden Fall wieder ein toller Le Boscq! 96+/100 *** Château Le Boscq gehört zum Imperium der Thienot Champagner-Familie, zu dem auch Belgrave in Haut-Medoc und La Garde in Pessac-Léognan gehören. Auch einer der größten Négociant hier, CVBG, gehört zu diesem Imperium. Le Boscq ist spätestens seit 2009 und 2010 qualitativ im Bereich der Verfolger der Spitze angekommen, also oberes Mittelfeld. Natürlich sind Montrose, Cos d´Estournel und Calon Ségur in ihrer Spitzenstellung nicht gefährdet. Aber dann im Reigen der Zweiten von Lafon-Rochet bis Phélan Ségur, bis Meyney und eben Le Boscq, ist es ein echter Kampf und mittlerweile ein Gerangel überragender Domaines in dieser Appellation. Gerade in den warmen Jahren, die es ja durch den Klimawandel immer häufiger gibt, ist die hohe Reife gegeben auf einem grundsätzlich eher kühleren Terroir. Das ist dann schon ziemlich perfekt.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

95
/100

Decanter über: Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Decanter: Fresh mint, graphite, liquorice and black cherries on the nose - vibrant and open. Fun and fruity, this expands almost instantly on the palate giving tons of freshly picked berry fruit with gorgeous subtly chalky tannins. Relaxed and calm, this is totally effortless, really finessed but still giving a full mouthfeel and long length. I love the cooling mint flavours all the way through and shot of oyster shell minerality putting the terroir into the glass. Succulent and just really enjoyable. Crack open and enjoy or equally hold on to it for a few years. First year of organic conversion.

Verkostungsnotiz
94
/100

Jane Anson über: Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Jane Anson: Great fruit character here, the most juicy of the Dourthe wines in the vintage. Mouthwatering salinity, chalky texture to the tannins but lovely rich damson fruit with plenty of spice, muscular with tension and textural interest. 33% new oak for ageing, 30hl/h because of hail in April. This is the first vintage fully owned by Vignobles Dourthe, as previously they were renting the vines, and also first year in organic conversion, with things expected to be official in 2025. Last year as Cru Bourgeois Exceptionnel before it withdraws from the ranking.

94
/100

Suckling über: Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Suckling: This is classic Bordeaux at a reasonable price, the lead pencil and blackcurrant character coming through clearly now. It’s medium-bodied with a finesse and focus that suggest a more famous estate. Such beautiful length and persistence. A blend of cabernet sauvignon, merlot, petit verdot and cabernet franc. One for the cellar. Try after 2029.

93
/100

Jeb Dunnuck über: Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel

-- Jeb Dunnuck: A classic Saint-Estèphe, the 2022 Château Le Boscq reveals darker fruits, leafy herbs, tobacco, and damp earth. Medium to full-bodied, it has pure, fine tannins, terrific balance, and a rounded, supple mouthfeel. Aged in oak barrels, this should drink well for 15+ years.

Verkostungsnotiz
92–94
/100

VVWine über: Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel

-- VVWine: Ein zauberhafter Duft steigt hier aus dem Glas, sehr schöne Cabernet Frucht, Cassis und Brombeeren, florale Noten, dahinter kühle Mineralik. Im Gaumen dicht und mit knackiger Frucht, zupackendes Tannin, dieses ist von hoher Qualität, die Säure wirkt stimmig, die Balance stimmt. Langanhaltend und würzig im Finale. Top dieses Jahr! 92-94/100

Chateau Le Boscq Cru Bourgeois Exceptionnel 2022