Chateau Lassegue Grand Cru Classe 2022

Chateau Lassegue Grand Cru Classe 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–98
100
2
Merlot 58%, Cabernet Franc 32%, Cabernet Sauvignon 10%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2053
Verpackt in: 12er OHK
9
saftig
pikant & würzig
strukturiert
3
Lobenberg: 97–98/100
Quarin: 95/100
Jane Anson: 95/100
Decanter: 95/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Lassegue Grand Cru Classe 2022

97–98
/100

Lobenberg: Dieses Weingut verfolge ich jetzt seit vielen Jahren. 2018 war sehr gut, 2019 war grandios, 2020 ebenfalls. Und 2022 bleibt seiner Linie treu: Man merkt eindeutig die Handschrift der Winemaker von Vérité aus Kalifornien. Pierre Seillan, geboren in der Gascogne, ausgewandert nach Cali, Erfinder und Entdecker von Vérité. Reiche, dichte Frucht, tolle Süße und Opulenz, aber nicht fett. Reiche Schwarzkirsche und Maulbeere, dazu süßer Holunder und süße schwarze Lakritze, Wacholder, Feige, auch dunkler Nougat. Unglaublich duftig! Satte Flieder- und Veilchennote, die Veilchen werden immer stärker. Das Ganze changiert in einer Pikanz, die sehr stark an 2019 erinnert. Was für eine schöne Nase! Der Mund lässt die Augen zusammenziehen. Diese enorme Pikanz im Stile eines 2019er… unglaubliche Frische! Pinke Grapefruit, dazu eine leichte Chilischärfe, obwohl keine Rappen zugegeben wurden. Unglaubliche Intensität im Mund, druckvoll mit Holunder und säurebeladener Himbeere, auch Schlehe, pinke Grapefruit und immer wieder rollt der Holunder hoch. Salzig, steinig und lang – überhaupt kein Ansatz von Trockenheit oder Hitze aus 2022, sondern eher ein saftig-frischer, aber enorm reicher Wein. Er steht für Minuten. Eine Wuchtbrumme voller Finesse und Verspieltheit. In dieser Dynamik fast dramatisch! Das ist wirklich ein Saint-Émilion großer burgundischer und kalifornischer Schule. In Nachhall kommt auch ein bisschen frisches Blut durch, das in seiner Penetranz für Minuten steht. Aber es ist eine wunderschöne Penetranz, die sich dann mischt mit ein wenig Holzkohle und Grafit. Auch Minuten, nachdem wir das Château verlassen haben, haftet dieser Geschmack im Mund. Mit Blut, Eisen, Grafit, Cranberry und Hagebutte. Schräg… lang… grandioser Saint-Émilion! Und dafür kostet er einfach gar nix. Die neuen Superstars der Côte Pavie – von Lassègue bis Bellefont-Belcier – sind heute auf dem gleichen Level wie Larcis Ducasse und der kostet mittlerweile zurecht das Drei- bis Vierfache. Diese grandiose Côte Pavie mit den Flagships Pavie, Tertre Roteboeuf und den aufschließenden neuen Superstars Lassègue, Bellefont-Belcier und Larcis Ducasse… Superber Wein! 97-98/100 *** Das Weingut auf dem Kalksteinplateau gehört heute zur Jackson-Gruppe aus Kalifornien. Seit Jahren ein Rising Star. Der Winemaker und Mitbesitzer Pierre Seillan war früher nur bei Vérité, das ja zu Jackson gehört. Lassègue 24 Hektar mit 60 Prozent Merlot, 35 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. 25% geht in den Zweitwein von den unteren Sandböden, 75% auf Kalkstein mit Lehm und Kies. Die Reben sind 60 Jahre alt. Der Alkoholgehalt vom 2022er liegt bei 14,7 Volumenprozent, der pH-Wert bei 3,67. Zu 65 Prozent wird der Wein im neuen französischen Holz ausgebaut, zu 35 Prozent im einjährigen Holz. Gelesen wurde zwischen dem 15. September und dem 01. Oktober.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

95
/100

Quarin über: Chateau Lassegue Grand Cru Classe

-- Quarin: Schwarze Farbe mit purpurnen Reflexen. Intensive, fruchtige, reife, reine und cremige Nase. Vollmundig im Auftakt, saftig in der Mitte des Gaumens, sehr schmackhaft, mit Präsenz und einer schönen samtigen Entfaltung, der Wein streckt sich im Finale, kraftvoll, mit Aromen von schwarzen Früchten. Umhüllte Tanninstruktur. Sehr gut. 95/100

95
/100

Jane Anson über: Chateau Lassegue Grand Cru Classe

-- Jane Anson: Beautifully fresh aromatics, this is a big wine, full of depth and velvety plush texture, rich mouthfeel through the mid palate, with a mix of red and black fruits along with mandarin peel and pomegranate that add freshness. Careful precision, juicy expression of the fruit, this draws out through the palate with sappy tannins and a touch of astringency on the finish. The viticulture, as you would expect here, was precise and informed by their long experience in California, no trimming, with high canopy for the shading, with as little interference as possible (they say 'don't demand too much of the vine in these kind of vintages'). 38hl/h yields, helped by vines with an average age of 60 years, 65% new oak, 15 different forests, 24ha estate. No added acidity. 20th anniversary vintage of the Seillan and Jackson family at Lassegue, first year as Grand Cru Classé. 3.67ph, harvest 15 to October1. Nicolas Seillan now director. 95/100

95
/100

Decanter über: Chateau Lassegue Grand Cru Classe

-- Decanter: Gorgeous vivid purple colour in the glass, so vibrant. Smells heady and perfumed with cool and ripe black and blue fruits. Aromatically expressive and alive. Smooth and so supple, clear and pure, the texture is like silk, smooth with amazingly finessed tannins and a real density of flavour. Concentrated, almost thick in terms of texture, this is a rich, full bodied wine with complexity. Well built, fairly broad and muscular, you don't get so much mouthwatering acidity due to the concentration but this is sleek and suave. A great balance between power and seduction with enjoyable mineral, liquorice and dark chocolate aspects. Potent, poised and compelling. Winemaker Nicolas Seilhan Nicolas Seillan winemaker. A yield of 38hl/ha. Harvest 15 September - 1 October. 3.67pH. 100% oak barrels. 95/100

19
/20

Gerstl über: Chateau Lassegue Grand Cru Classe

-- Gerstl: Der Duft strahlt viel Wärme und eine faszinierende Mischung der Merlot- und der Cabernet Franc-Frucht aus. Im Bouquet zeigt sich bereits ein Hauch von Röstaromen nach Schokolade und Kaffee. Auch am Gaumen eine Wucht mit kraftvoller Frucht und köstlicher Extraktsüsse, die saftig-frische Säure balanciert das aber perfekt aus. Sehr delikat, wie die Süsse langsam verschwindet und die Würze mit den zart pfeffrigen Noten langsam in den Vordergrund rückt. 19/20

Mein Winzer

Pierre Seillan Lassegue

Pierre Seillan, der vom kalifornischen Kult-Weingut Verité weltbekannte Winemaker, verantwortet die Weine des neben Chateau Soutard auf dem Kalkstein-Hochplateau liegenden Kleinods.

Chateau Lassegue Grand Cru Classe 2022