Clos Saint Julien: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2024

Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2024

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

96–97+
100
2
Cabernet Franc 50%, Merlot 50%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2055
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 96–97+/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2024

96–97+
/100

Lobenberg: Wie in fast jedem Jahr haben wir hier ziemlich genau hälftig Merlot und Cabernet Franc in der Cuvée. 70 Prozent Neuholz und 30 Prozent einjähriges Holz. Der Alkoholgehalt liegt bei etwa 13 Volumenprozent. Dunkles Rubinrot. Duftige rote und schwarze Kirsche in der Nase. Hohe Intensität mit Veilchen, Lakritze daneben. Im Mund unglaublicher Grip und ein Ansturm von Salz, Schwarzkirsche, Sauerkirsche und roter Kirsche. Cassis und Brombeere dazu, auch extrem konzentrierte, fast schwarze Waldhimbeere. Viel Druck, viel Salz, leichte Honigspur darunter. Unglaublich voluminös im Mund, allen Raum einnehmend. Dabei gleichzeitig extrem hohe Eleganz im satten Tannin. Fast ein Blockbuster in extrem hoher Eleganz. Wow, was für ein unerwartet dichter, reicher, kraftvoll-opulenter Clos Saint Julien. Die Intensität trägt einen aus der Kurve, die Cabernet Franc ist so extrem gut gelungen! Der 2024er ist genauso gut wieder grandiose 2023. Das hätte ich überhaupt nicht erwartet! Was für ein reicher und gleichzeitig eleganter Wein! Was für eine hohe Fruchtintensität… Nichts verschwindet, nach dem Abgang bliebt alles für zwei Minuten stehen. Ein grandioser Wein und in 2024 einer der allerbesten Saint-Émilion. *** Clos Saint Julien ist das vierte Weingut von Cathérine Papon-Nouvel, der bekannten Biodynamikerin mit ihren vier winzigen Weingütern in Saint-Émilion und Castillon. Ab 2022 ist Clos Saint Julien ein Grand Cru Classé. Das gibt einen riesigen Ansehensschub, auch wenn sich der Wein deshalb natürlich nicht ändert. Das Weingut liegt komplett auf massivem Kalkstein direkt am Eingangskreisel von Saint-Émilions Plateau. Die Reben sind zwischen 40 und 80 Jahre alt. Es gibt nur 1,5 Hektar in extremer Dichtpflanzung und nur 7.000 Flaschen insgesamt. Unter dem Kalkstein, auf dem die Reben stehen, ist ein Höhlengewirr, das direkt in die Stadt führt. Also reiner Fels. In dieser extremen Art gibt es das fast nur auf Clos Fourtet und Clos Saint Martin. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Der Wein wird spontan im Edelstahl vergoren und für 22 Monate in 70 Prozent neuen und 30 Prozent gebrauchten Barriques ausgebaut.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

19+
/20

Gerstl über: Chateau Clos Saint Julien Grand Cru

-- Gerstl: Dieser Duft haut mich aus den Socken, so etwas ist nur auf einem ganz grossen Terroir möglich, diese Tiefe, diese Fülle, diese betörende Strahlkraft, das ist vielleicht der bisher berührendste Duft überhaupt, sagenhaft intensiv, dennoch fein, raffiniert, superelegant. Auch am Gaumen ein Gedicht, unglaublich dieses immense Geschmacksspektrum, diese Konzentration für 2024, dabei verliert der Wein nicht einen Hauch seiner Eleganz, bleibt tänzerisch verspielt und leichtfüssig, ein aromatisches Meisterwerk, da habe ich das Gefühl einen ganz grossen Jahrgang im Glas zu haben, da ist auch Extraktsüsse wie in einem grossen Jahr, das überrragende Terroir spricht Bände. (mg)

Mein Winzer

Clos Saint Julien

Mit 24 Jahren schloss Cathérine Papon-Nouvel ihr Önologiestudium mit Diplom ab und war damit Saint Emilions jüngste Winzerin mit Starpotenzial. Nur bei ihrem Vater zu arbeiten, einem alteingesessenen Winzer, war ihr zu wenig. 1989 erwarb sie mit dem Chateau Peyrou im benachbarten Côtes de Castillon...

Chateau Clos Saint Julien Grand Cru 2024