Lobenberg: Clauzet hat in großen Jahren wirklich große Weine. Ein Terroir so gut wie Phelan Segur, und in guten Jahren kann es auch an diese Klasse heran. 2016 ist das für mich der Fall. Wunderschöne, sehr reife, aber nicht überreife Nase. Zwetschge, viel Kirsche, aber auch süße Maulbeere, darunter Veilchen, tolle Blumigkeit, reichhaltig. Schon in der Nase die Frische anzeigend und den totalen Schliff im Tannin. Dann kommen ein bisschen Mango und Passionsfrucht. Die Reife der Merlot voll zeigend, sehr aromatisch, sehr schick. Ein erstaunlich üppiger Mund dazu. Ein Mund der noch üppiger ist als 2005 und 2010, eher mehr noch als 2015, und der stilistisch den noch etwas gezehrten 2005 um unendliche Längen toppt. Wir sind dicht. Schwarze Kirsche, Maulbeere, tolle Holunderwürze, viel Minze und Lakritze. Salzige Spur auf der Zunge. Tabakkiste. Nicht so viel Holz, kalter Rauch. Das macht Freude. Das ist ein Wein, der im Mund sogar an Lilian Ladouys vorbei marschiert. Der sich schon in die Top Sphären bewegt. Der fast so gut ist wie der übernächste Nachbar, Chateau Charmail in Haut Medoc. Das ist der beste Clauzet, den ich je getrunken habe. Aber wie ich es früher schon einmal sagte: Wenn man genug in den Weinberg investiert, ist hier richtig was angesagt. Ein Top-Wert für einen kleinen Saint Estèphe. Das Schöne bei Clauzet ist, dass er, ganz anders als Charmail, ein sehr typischer Saint Estèphe ist in dieser unglaublich schönen schwarzen, würzigen Frucht. Eine Saint-Estèphe-Charakteristik, wie sie Phelan Segur, Montrose und Cos alle aufzeigen. Saint Estèphe kann so einzigartig, unikathaft sein. Und das hat Clauzet 2016 auf jeden Fall. Würziger, schwarzer Saint Estèphe mit großer Würze und Feinheit. Wenn es preislich stimmt, ein Pflichtkauf. 94-95/100