Lobenberg: Der Chardonnay Reserve Ried Steinberg 2022 von Bründlmayer ist ein leiser, aber umso eindringlicherer Beweis dafür, warum diese Rebsorte am Weingut in Langenlois seit Jahrzehnten ein besonderes Kapitel schreibt. Bereits in den 1980er Jahren sorgte Willi Bründlmayer international für Aufsehen, als ein Chardonnay des Hauses bei einer Blindverkostung in Franciacorta – als vermeintlicher Pirat – gegen die Crème de la Crème der damals renommiertesten Chardonnays der Welt gewann. Was damals für Staunen sorgte, ist heute gewachsene Konstanz: Bründlmayer zählt zu den wenigen Betrieben, die Chardonnay in Österreich über Jahrzehnte hinweg stilistisch auf eigenem, höchstem Niveau geprägt haben. Die Ried Steinberg, ein kühles, hügeliges Hochplateau direkt angrenzend an den Steinmassl, liefert die Grundlage für diesen zurückhaltend kraftvollen Chardonnay. Paragneis, Glimmerschiefer und punktuell auch Löss- und Lehmböden sorgen für mineralische Spannung und klare Konturen. Die Trauben werden sehr schonend gepresst, spontan vergoren und lange Reife auf der Vollhefe – teils im 300-Liter-Fass, teils im größeren Holz oder Stahl. Die Nase ist fein verwoben, elegant und noch etwas verhalten: gelber Apfel, weiße Birne, ein Hauch Ananas, zarte Nussigkeit, frischer Biskuit und ein Anflug von getrockneten Kräutern. Dahinter subtile rauchige Noten, ein wenig Waldboden, angedeutet, nicht dominant. Alles wirkt sehr klar, nichts wirkt gesetzt. Eine sehr feine, burgundische Reduktion und Steinigkeit schwingt mit. Am Gaumen dann engmaschig, finessenreich, mit feiner, extraktsüßer Textur. Die Säure ist präzise und gut integriert, gibt dem Wein Frische und Richtung, ohne ihn zu treiben. Weiße Frucht, Zitronenzeste, ein Hauch Lindenblüte, dann wird’s kreidiger, fast salzig – und das alles mit sehr natürlichem Fluss. Keine Inszenierung, sondern ein Chardonnay mit Substanz und Haltung. Der Chardonnay Steinberg ist weniger von expressiver Opulenz geprägt als von burgundischer Eleganz, getragen vom Bründlmayer-typischen Feingefühl für Balance und Herkunft. Er steht erst am Anfang seiner Entwicklung, bietet aber schon jetzt vielschichtige Tiefe und ist ein starkes Argument dafür, diesen Chardonnay aus dem Kamptal nicht nur mitzutrinken, sondern ganz bewusst zu suchen. Einfach eine Bank!