Bodega Lanzaga – Telmo Rodriguez: Rioja El Velado 2022

Bodega Lanzaga – Telmo Rodriguez: Rioja El Velado 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

97–98
100
2
Tempranillo 60%, Garnacha 25%, Diverse 15%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2055
Verpackt in: 6er OHK
9
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 97–98/100
Jeb Dunnuck: 98/100
6
Spanien, Rioja
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Rioja El Velado 2022

97–98
/100

Lobenberg: Extrem steinige, mineralische Nase. Für Grenache sehr schwarz – völlig unerwartet. Ein bisschen an Syrah von der Nordrhône erinnernd, was natürlich nicht sein kann, das ist mir klar. Aber das ist diese Ausprägung, blind würde ich auf Crozes-Hermitage kommen. Feine Garrigue-Würze, Kräuter dahinter und Lakritze, dazu Estragon, Schwarzkirsche und diverse schwarze Waldbeeren. Auch Schlehe und viel Tabakkiste, obwohl kein neues Holz eingesetzt wird. Sehr reifer Mund mit süßer Lakritze und süßer schwarzer Kirsche. Enorm poliert, aber auch enorm charmant mit dieser Dichte. Der Mund hat überhaupt nicht das, was man von Grenache erwartet, nämlich rote Frucht und Orangenzesten. Im Gegenteil: Er zeigt schwarze Kirsche und eine unglaubliche Süße – sehr schick! Ein wunderbar harmonisches Finale. Der Wein changiert irgendwo zwischen einem feinen Saint-Émilion und einem Pomerol. Da würde ich ihn auch blind hinstecken. Hochfein, schick, süffig, saftig und sehr, sehr lecker! *** El Velado ist ein Single Vineyard auf der Spitze von Lanciego in 720 Metern Höhe. Es sind gerade einmal 0,93 Hektar Reben, insgesamt gibt es nur 1.500 Flaschen. 60 Prozent der Reben sind uralte Garnacha Buschreben, zwischen ihnen stehen etwas Tempranillo, Viura und diverse andere autochthone Sorten. Es ist also ein gemischter Satz. Die Reben stehen in Westexposition. Im Weingut werden die Trauben entrappt, die Maische anschließend im offenen Holzbottich vergoren. Der Ausbau geschieht im Holzfuder für 14 Monate.

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

98
/100

Jeb Dunnuck über: Rioja El Velado

-- Jeb Dunnuck: Another of the producer’s micro-plots, this one 0.93 hectares, again, planted to old vines in sandy, chalky soils with some limestone, Tempranillo, and Garnacha most of all, the first vintage of 2022 El Velado was in 2014. Peppery and herbal, it has a slate-like refinement to the texture and is more about the earth and gravel than fruit. Aging took place in larger French oak barrels for 15 months. The tannins are long and dusty, adding to the textural complexity of the wine, which shows plenty of potential for aging 25-35 years.

Mein Winzer

Bodega Lanzaga – Telmo Rodriguez

Spaniens Super-Star der Weinszene, der Baske Telmo Rodriguez, begann seinen steilen Aufstieg zum vielseitigsten, umtriebigsten und vielleicht besten spanischen Winzer als "junger Wilder" und "Wein-Revoluzzer" zu Beginn der 90er Jahre.

Rioja El Velado 2022