Lobenberg: Mit dem Jahrgang 2023 gibt es bei Huber eine großartige Neuerung! Erstmals gibt es auch einen Hecklinger Ortswein. Sozusagen ein »Village ++«, wie die Alten Reben. Nicht nur preislich auf einem Niveau, sondern auch qualitativ absolut vergleichbar und super spannend im direkten Vergleich. Denn auch hier sind die Stöcke längst im besten Alter, und die Trauben stammen aus absoluten Spitzenparzellen: Zum einen aus dem Kapellenberg, der sich oberhalb des südlichen Schlossbergs erhebt und noch steiler ansteigt, zum anderen aus der oberen Schlossberg-Lage direkt neben der Burgruine. Beide Parzellen sind leicht flacher als das Herzstück der Lage, Überzogen von dichter Lössauflage, im Untergrund aber derselbe reine Muschelkalk wie beim Großen Gewächs. Bernhard Huber hatte diese Weinberge ursprünglich angelegt, vor einigen Jahren wurden die Stöcke auf eine neue Burgundergenetik umveredelt, seither wirkt der Wein noch präziser und straffer. In der Nase sofort diese vibrierende rote Frucht, eine kühle Ader, ja fast tänzerische Spannung. Glasklare rote Kirsche, Himbeermark, zarte Anklänge von rotfleischiger Orange – alles leuchtend, strahlend und absolut typisch für Hecklingen. Komplett entrappt im Jahrgang 2023, die Gerbstoffe daher ausschließlich aus der Frucht, nur sanft unterstützt vom Holz. Ausgebaut in burgundischen Barriques, rund ein Drittel neu, Verbleib für 16 Monate im Fass. 2023 insgesamt deutlich intensiver extrahiert als sonst, sechs bis achtmal wurde untergestoßen, um dem Wein mehr Tiefe, Dichte und seinen feinkörnigen Grip zu verleihen. Am Gaumen dann diese Seidigkeit, wie man sie sonst vom Schlossberg kennt: kraftvoll und doch federleicht, intensiv und doch vibrierend kühl, getragen von einer herrlichen Balance aus Energie und Finesse. Ein Ortswein mit Strahlkraft, der sich anfühlt wie ein kleiner Schlossberg – ein Wein voller Klarheit, Spannung und Eleganz. Große Länge mit immer nachhallender, intensiver Mineralität. Ein großes Debüt – tänzelnd fein und doch so voller innerer Kraft! Unglaublich gut, aber trotzdem erst ein leiser Vorgeschmack auf das, was Hecklingen künftig noch zeigen wird. Stark!
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!