Lobenberg: Wo soll man bei diesem Ausnahme-Riesling anfangen? C.O. ist eine Ikone. Gewissermaßen auch eine Legende, denn viele sprechen über diesen Riesling, aber nur die wenigsten hatten bisher die Chance ihn überhaupt einmal zu kosten. Kein Wunder, denn eigentlich ist C.O. – was übrigens für die Initialen des Power-Couples Carolin und Oliver steht – die persönliche Familienreserve des Weinguts. 2005 als Hochzeitswein der beiden erstmals erschienen, wird er seitdem Jahr für Jahr erzeugt und wandert dann für viele Jahre in den Reifekeller. Erst nach ein paar Jahren Flaschenreife werden dann hin und wieder Kleinstmengen davon in den Markt gegeben. Gelegentlich hat man mal das Glück eine Flasche auf einer Weinkarte zu entdecken, aber nur ganz selten hat es diese Rarität überhaupt in den freien Verkauf geschafft. Mit dem 2017er feierte der C.O. in 2022 quasi seine Weltpremiere auf dem Place de Bordeaux. Mittlerweile sind wir beim 2020 Jahrgang, der nun Anfang September 2025 seinen Release auf dem Place hat. Es gibt immer nur ein 1200 Liter Fass für die Welt. Damit wird er in bester Gesellschaft, neben anderen internationalen Ikonen wie Opus One, Masseto, Solaia und Thienot Champagner stehen. Genau der richtige Platz für einen Riesling dieses Formats. So viel zur Story, aber jetzt zum Wein. C.O. ist offiziell kein Großes Gewächs. Andere große Rieslinge, wie Kellers G-Max, Kühns Schlehdorn, Weils Monte Vacano oder Tim Fröhlichs FINAL beweisen aber, dass die besten Rieslinge den Zusatz »GG« häufig gar nicht brauchen. Es ist dennoch ein Wein aus einer ganz besonderen Einzellage, die eng mit der Familie verbunden ist. Die alten Rieslingreben stehen im kargsten Teil des kühlen Zellertals, gelegen zwischen den Grands Crus Frauenberg und Schwarzer Herrgott. Seit Jahrgang 2019 trägt der CO ein stylisches, schwarz-goldenes Label und den Lieu-dit Steinlinden offiziell im Namen – das ist 2020 natürlich so geblieben. Steinlinden werden die uralten Weinberge im Nordosten der Gemarkung Mölsheim genannt, benannt nach einem Ölbaumgewächs, das nur in besonders kalkhaltigen, felsigen und nährstoffreichen Böden wurzelt. Die kleinteilige Herkunft ist damit, wie auch bei etlichen raren Weinen aus dem Burgund oder dem Piemont, nicht deckungsgleich mit der Lagenklassifikation. Bereits seit Ende der 1990er Jahre ist diese Parzelle im Besitz der Familie. Geringer Ertrag von nur 25-30 hl pro Hektar. Biodynamische Bewirtschaftung ist im Hause Spanier-Gillot selbstverständlich. Die penibelst selektierten Trauben wurden sehr schonend, über 24 Stunden, abgepresst. Anschließende Spontangärung im traditionellen 1200 Liter Stückfass. Dort verblieb der Wein für knapp 1 Jahr auf der Hefe, bevor er dann unfiltriert abgefüllt wurde. Nach weiteren vier Jahren Flaschenreife im Gutskeller, wird der C.O. erst in die Weinwelt freigelassen. Je mehr 2020er ich in 2025 nachverkoste, desto mehr bin ich begeistert, wie elegant und taufrisch bleibend die 2020er gereift sind. Der Wein ist berauschend jungendlich und agil, perfekt verwoben, sehr geradlinig gebaut. Limettenzeste mit süßem Kalkstein, Yuzu, helles, darunter cremiges Haselnuss-Nougat. Wahnsinnig konzentriert und doch schwerelos wirkend. Eine kristallklare, salzig-rauchige Stein-Nase. So elegant und geschliffen wie ein großer Clos St Hune, aber feiner und ziselierter, eben mehr Cool Climate. Mittlerweile finde ich, dass sich bei einigen Topweinen die 2020er quasi auf Augenhöhe mit den Weltklasse 2019ern entwickeln haben. Das hätte ich vor ein paar Jahren nicht erwartet. Für Battenfeld war 2020 ein Mega-Jahr. Biologisch-dynamischer Weinbau, der schmeckbar ist – und bei Battenfeld liegt die Betonung auf dynamisch, immer am Puls der Zeit. Daher hat der CO auch keinen Anflug von Alterstönen oder Trockenstress, er zeigt sich köstlich elegant, rauchig-steinig unterlegt, zieht und zieht immer weiter in eine ganz feine Länge. Wer diesen 2020er probiert, versteht sofort, weshalb Spaniers vor einigen Jahren ihren riesigen Reifekeller gebaut haben. Das ist so genial gereift, perfekt on point und mit weiteren Anlagen für eine kleine Ewigkeit. Das ist schon irre gut! Der 2020er CO hat mich – ehrlich gesagt wider Erwarten – völlig weggeblasen. Bitte nicht zu kalt und mit viel Zeit genießen… die Gelassenheit wird dann ganz von selbst einsetzen.