Bartolo Mascarello: Langhe Nebbiolo 2022
- Nebbiolo 100%
- rot, trocken
- 14,5% Vol.
- Trinkreife: 2026–2035
- seidig & aromatisch
- pikant & würzig
- Lobenberg: 94+/100
- Decanter: 93/100
- Parker: 92/100
- Tim Atkin: 92/100
- Italien, Piemont
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Bartolo Mascarello, Via Roma 15, 12060 Barolo (cn), ITALIEN
Heiner Lobenberg über:
Langhe Nebbiolo 2022
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Lobenberg: Dieser Nebbiolo kommt aus Barbaresco, nicht aus Barolo. Maria Teresa bevorzugt die Trauben für ihren Langhe Nebbiolo, da die Weine aus Barbaresco generell noch feiner und damit natürlich auch früher trinkbar sind. Die Trauben werden aus einer Langzeit Beziehung von über 20 Jahren zugekauft, vom gleichen Traubenlieferanten, der auch die Trauben für ihre Barbera liefert. Im Beton vergoren und dann für ungefähr zwei Jahre im großen 45 HL Holzfass ausgebaut. Der Wein wurde Ende Juli 2024 abgefüllt. Zartes, leuchtendes Rubinrot. Ultra duftige Nase voller süßer reifer Erdbeeren, Orangenabrieb, weißem Pfirsich, Rosenblüten und fein verwobener Würze. Ein Hauch Muskatnuss und schwebend duftende braune Gewürze. Mit etwas Zeit im Glas entwickelt sich auch das wunderbare, zarte Teer-Aroma. Mmmh! So viel Eleganz und schwebende Finesse in einem Glas. Aromatisch ist das ein ziemlich vollkommener Nebbiolo! Im Mund legt der Wein eine erstaunliche, sogar krasse Präzision an den Tag. Die 14,5% vol. sind in Balance und werden von der intensiv schiebenden Frucht unter den Teppich gekehrt. Sauerkirschen und Brombeeren tänzeln mit feinkörnigen, beinahe puderzucker-artigen, feinen Tanninen über die Zunge. Im Nachhall bleiben Rosen und Orangenschale mit etwas Pfirsich im Mund. Ein kleiner Chambolle-Musigny an der Nase mit intensiver, körniger Textur. Das ist zwar kein Riese, aber ein extrem schöner, finessenreicher Nebbiolo – viel Freude in einer Flasche konserviert. Leider gibt es jedes Jahr nur 3.000 bis 4.000 Flaschen.
Jahrgangsbericht
2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.
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Decanter über: Langhe Nebbiolo
-- Decanter: Made from purchased fruit from the township of San Rocco Seno d'Elvio, this could easily be mistaken for a Barbaresco in 2022. Despite being midweight, there is perceptible density and substance. Pretty raspberry, cherry and violet build with intensity, bringing in hazelnut and citrussy herbs. Chalky minerals fuse into the long, suede-like tannins. Approachable now – but not an easygoing Langhe Nebbiolo. As the vintage yielded small berries with thick skins, the wine was given a brief post-fermentation maceration for a total of 13 days of skin contact.
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Parker über: Langhe Nebbiolo
-- Parker: This wine is made with non-estate Nebbiolo sourced from the Barbaresco area. Maria Teresa Mascarello has been buying from the same family near Alba for 20 years, and the two parties enjoy a tight relationship. The Bartolo Mascarello 2022 Langhe Nebbiolo shows great freshness and an elegant style with very finely textured tannins. This wine ages in Slavonian oak for 22 months. Fermentation for this wine, along with the Barbera, Dolcetto and Freisa, is completed to dryness with inoculated yeasts in cement. Some skin contact is implemented, but stronger cap management methods like punch-downs never happen. Instead of breaking the cap, the winery team likes to keep it wet or infused.
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Tim Atkin über: Langhe Nebbiolo
-- Tim Atkin: Mariateresa Mascarello treats her Langhe Nebbiolo—which comes from grapes purchased in the San Rocco MGA—quite like a Barolo, ageing the wine nearly two years in oak. The result is a staggering expression of the grape with proverbial tar and roses alongside blackberry and mixed spices. The acid is prominent and the tannins take no prisoners. Showing less oxidative evolution than the Barolo here, the fruit profile comes close to two other traditional grapes from the Langhe, Dolcetto and Freisa, which adds to the fascination and appeal.
Bartolo Mascarello
Vor einigen Jahren starb einer der Großmeister des Barolo. Traditionelle Methoden, minimale Erträge und überhaupt extrem winzige Mengen seines Ausnahmeweins waren sein Markenzeichen, ergänzt um kuriose und sehr humorige Streitigkeiten und Tiraden gegen den „Opportunisten“ Berlusconi.