Aldinger: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs 2022

Aldinger: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs 2022

Limitiert

Zum Winzer

Trollinger 100%
rosé, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
mineralisch
strukturiert
Lobenberg: 97+/100
Meininger: 93/100
Vinum: 93/100
Suckling: 93/100
Jancis Robinson: 17,5+/20
Deutschland, Württemberg
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs 2022

97+
/100

Lobenberg: Der »Über-Rosé« von Aldinger, ein Geniestreich, in kürzester Zeit fast schon ein Kultwein geworden! Ein Wein der polarisiert, allein die Fakten klingen ja auch erstmal etwas schräg. Trollinger – die Rebsorte Württembergs, die eher für einfache Trinkweine bekannt ist. In dem Fall stammt der Trollinger aber von alten Reben, die in Aldingers GG-Monopollage Untertürkheimer Gips stehen. Ohne Standzeit direkt abgepresst für möglichst viel Frische. Im Grunde genommen ist das also eher ein Blanc de Noirs. Dann relativ trüb ins Barrique, darin dann spontan vergoren und für 15 Monate auf der Vollhefe belassen. Das ist sicher einer der Weine, die am schwersten zuzuordnen sind in einer Blindprobe. Die erste Nase: Rauchige Reduktion, Feuerstein, zerstoßener Kalk, Muschelschale. Karg, präzise und mit geballter Tiefe – wie ein großer Burgunder! Mit etwas Luft kommt ein Hauch von gegrilltem Pfirsich, zarte Nussigkeit, dann Blutorange und Grapefruit. Dazu schwingen eine deutliche Prägung von der Hefe, sowie leichte Noten von Wiesenkräutern und Blüten mit. Am Gaumen ist dieser Terroir-Rosé dann ein geniales, vibrierend-mineralisches Geschoss! Wow, die Säure ist total pikant, lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dazu feiner Druck aus der kalkigen, enorm salzigen Mineralität. Herber Gerbstoffbiss, der wieder an Grapefruit erinnert, dazu diese leichten Pfirsich- und Himbeernoten. Hoher Spannungsbogen, total brillant. Verspielt, saftig und animierend, aber mit so viel Druck und Intensität. Das ist schon ein bisschen Freakstoff, weil man sich zunächst mal von allem verabschieden muss, was man mit deutschem Rosé verbindet. Das trinkt sich eben eher wie ein Burgunder. Ein bisschen Phänomen Ziereisen Gutedel. Sowas geht aus Trollinger?! Ich bin immer wieder überrascht, das ist unfassbar!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Meininger über: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs

-- Meininger: Bester Rosé Württemberg mit Holzprägung – Einmal mehr Deutschlands individuellste, hochklassigste und spannendste Rosé-Interpretation: edle Reduktion und feines Holz, Macadamia, etwas helle Orangenzeste, auch Buttered Popcorn und Rauch, wirkt eher wie ein Top-Weißwein aus dem Burgund (und ist auch so gedacht); am Gaumen wieder feines Holz, Rauch, etwas Hefe und Salz ohne Ende, nichts für Einsteiger, aber eine große Freude für ambitionierte Rosé-Genießer

93
/100

Vinum über: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs

-- Vinum: Helles Orange im Glas. Deutliche Reduktion, Schwefel noch sehr im Vordergrund, keinerlei Frucht. Präzise Säure, enorm vertikal, angedeuteter Schmelz, zwickt am Zahnfleisch, feiner phenolischer Grip, ein Strukturmonster ohne jeden Kitsch. Noch jugendlich, kann Reifung vertragen.

93
/100

Suckling über: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs

-- Suckling: This is a very serious rosé with a terrific tension between smoky, flinty character and red berry fruit. The fresh acidity reminds me of freshly squeezed orange juice and the salty minerality makes me think of dry riesling. And somehow all of this fits together beautifully on the medium-bodied palate. The third vintage of what must be Germany’s most expensive rosé. Drink or hold.

17,5+
/20

Jancis Robinson über: Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs

-- Jancis Robinson: Nothing here is as it seems. Rosé. Trollinger. Württemberg. Grosse Lage. A very serious wine (with a very serious price tag!). Notes of dried raspberry, toffee, lemon toast and candied malva. Floral and fruity with a stony undercurrent. All the taut, clarion precision of Gips, in a bone-dry, smoky beauty. Herbal spice, bay leaf and spruce. Bitter pomelo shapes and structures with just a whisper of the playful Trollinger 'give'. Stunning class and momentum. The elegant oak works here like acidity pulling the wine forward, while the 'trolli' fruit calms things down. Salty, bitter, juicy, delicious. Serving the point that the power of the grape is what you make of it.

Mein Winzer

Aldinger

In Fellbach, unweit entfernt von der Landeshauptstadt Stuttgart, befindet sich der VDP-Traditionsbetrieb Aldinger. Das älteste und bekannteste Weingut Fellbachs existiert schon seit 1492.

Trollinger Untertürkheimer Gips Rose Erstes Gewächs 2022