Aldinger: Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs 2022

Aldinger: Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

Lemberger 100%
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2042
pikant & würzig
strukturiert
seidig & aromatisch
Lobenberg: 95–97+/100
Suckling: 95/100
Falstaff: 95/100
Deutschland, Württemberg
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs 2022

95–97+
/100

Lobenberg: Der Lämmler ist eine waldnahe Lage, der Lemberger steht im Kernstück der Lage. Eine Mischung aus Württemberger Klonen von 1975 und österreische Blaufränkisch aus den 1990ern. Spontan vergoren im Holzcuve mit Rappenanteilen. Ausbau in 500 Liter Tonneaux und Barriques. Wow, wie zart, elegant und doch auch expressiv kommt dieser Lemberger rüber! Hoch intensiv, reif und reich, aber auch mit wunderbar frischen, kühl anmutenden Elementen aus roter und blauer Frucht, sogar etwas Pfefferminze. Brombeerstrauch, Maulbeere, blaue Waldbeeren, Veilchen, rohes Fleisch, feine Lakritze. Der Mund kommt wie eine dunkelbeerige Wand angerauscht, dazu mentholig, angeflämmte Rosmarinzweige. Nach der sehr intensiven Nase erwartet man schon fast weggeblasen zu werden, aber dann wird es unglaublich fein, der Wein tänzelt förmlich über die Zunge, wirkt zart aber hat dennoch einen äußerst festen Kern. Ganz klar Stil der besten, feinen Burgenländer. Wunderbar!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs

-- Suckling: Deep nose of allspice, red beets and savory. Very concentrated, with a terrific tension between restrained ripeness, mineral acidity and very fine tannins on the medium-bodied palate. Stacks of cherry stone character and a wonderful rooty complexity in the long, elegant finish. Drink from release.

95
/100

Falstaff über: Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs

-- Falstaff: Im Duft zeigen Frische und Substanz, wie man patent zusammenkommt, Schwarzkirsche, Schlehe, Wacholderbeere, ein Hauch Eisenkraut. Dicht und kraftvoll am Gaumen, saftig, eng verwoben mit exzellent extrahiertem Gerbstoff, der dichte Extrakt entfaltet sich mühelos, mineralisch, sehr gute Länge, jung.

Mein Winzer

Aldinger

In Fellbach, unweit entfernt von der Landeshauptstadt Stuttgart, befindet sich der VDP-Traditionsbetrieb Aldinger. Das älteste und bekannteste Weingut Fellbachs existiert schon seit 1492.

Lemberger Fellbacher Lämmler Großes Gewächs 2022