Die Geschichte von der Entstehung einer Burgunder-Ikone Neuseelands
Stuart Elms identifizierte die nach Norden ausgerichteten Berghänge der Felton Road mithilfe von Wärmeakkumulationsdaten und Bodenkarten, die in Zusammenhang mit dem Bau des Clyde-Damms erstellt wurden, als einen der wärmsten Orte und somit auch als den idealen Standort in Central Otago für den Anbau von Premium-Weintrauben. Insgesamt haben wir hier in der südlichsten Weinregion der Welt nämlich ein kontinentales und tendenziell eher kühles Klima. Stuart pflanzte 1991 die ersten Reben im Elms Vineyard und brachte 1997 seinen ersten Jahrgang auf den Markt. 1998 erfüllte sich der Brite Nigel Greening seinen Herzenstraum und erstand den nahe gelegenen Cornish Point Vineyard. 2000 setzte Nigel dann noch einen drauf und wurde Eigentümer des gesamten Weinguts Felton Road.
Felton Road gehört völlig unbestritten zu den weltweit bekanntesten Produzenten von Chardonnay und Pinot Noir aus Central Otago. Die Region Central Otago liegt geografisch übrigens auf demselben Breitengrad wie das französische Burgund und wird wegen der erdigen, dunkelbeerigen Qualität der Pinot Noirs von hier gerne als das »Burgund Neuseelands« bezeichnet. Felton Road trug maßgeblich dazu bei, dass die Region auch dadurch auf die Welt-Weinkarte katapultiert wurde.
Vier beeindruckend unterschiedliche Weinberge
Zum Weingut Felton Road gehören heute 34 Hektar Rebfläche in Bannockburn, einer Unterregion im südneuseeländischen Central Otago. Die Rebfläche ist zwischen 215 und 350 Höhenmetern gelegen und auf vier Weinberge verteilt: The Elms, Calvert, MacMuir und Cornish Point. Alle Lagen sind biologisch-dynamisch zertifiziert und weisen jeweils einzigartige Terroir-Eigenschaften auf, die sich in den Weinen widerspiegeln.
Der Elms Vineyard ist am westlichen Ende der Felton Road in einem sanft geneigten, nach Norden ausgerichteten Tal gelegen, das sich in die Hügel von Bannockburn erstreckt. Dieses Tal und der Boden blieben von den Goldgräbern unberührt. Hier gibt es zwei Hauptbodentypen: »Waenga« ist besonders für Pinot Noir geeignet. Er ist tiefgründig mit guter Wasserspeicherkapazität und besteht aus Schiefer, tertiären Seeablagerungen und windverwehtem Löss. Die »Lochar-Serie« sieht aus wie eine Lasagne aus Schieferkies mit einer dünnen Löss-Auflage und Sandkiesen, die für Chardonnay und Riesling genutzt werden. Aufgrund des kühlen Klimas und der kühlen Nachttemperaturen haben die Weine oft eine gute Säure mit Noten von dunkler Kirsche und dunklen Beeren. Block 3 ist ein besonderer Teil des Elms Vineyard, der immer eine besonders Dichte, feine Textur und seidige Tannine hervorbringt.
Der Calvert Vineyard ist etwa 1,5 km östlich des Elms-Weinbergs direkt an der Felton Road auf einem sanften, nach Nordosten ausgerichteten Hang direkt unterhalb der ehemaligen Goldabbaugebiete von Bannockburn gelegen. Die Abflussrinnen der Bäche Bailey und Pipeclay Gully flankieren den Weinberg und sorgen für eine gute Kaltluft-Drainage, die das Frostrisiko minimiert. Der Boden zählt ebenfalls zur »Bannockburn-Bodenserie« und besteht aus tiefem, schwerem Schluff-Lehm mit einer dünnen Löss-Deckschicht, feinkörnigen Seeablagerungen (tertiärer Ton), Quarzsand sowie Quarz- und feinem Schieferkies. Die recht hohe natürliche Fruchtbarkeit ist kombiniert mit einer guten Wasserspeicherkapazität. Die Weine sind immer finessenreich, mit floralen Noten wie Rosenblüten und Veilchen sowie Kardamom, Leder und einer süßen Kirschkernnote.
Der MacMuir Vineyard ist einen Kilometer östlich des Elms-Weinbergs direkt an der Felton Road gelegen. Es ist ein sanft nach Norden ausgerichteter Hang, ebenfalls unterhalb der »Bannockburn Gold Sluicings«. Das Land wurde 2010 vom Weingut Felton Road gekauft und 2012 bepflanzt. Der Name »MacMuir« wurde zu Ehren von Nigel Greenings Familie gewählt. Auch hier gehören die Böden zur »Bannockburn-Bodenserie«. Der gleichmäßige Nordhang ist relativ homogen und hat nur an seiner nördlichen Grenze etwa 1,5 Meter tiefe Schwemmkiese. Die Weine von hier sind kräftig und tiefgründig mit einer verführerischen samtigen Textur und Tiefe der Tannine.
Der Cornish Point Vineyard umfasst 7,6 Hektar und ist hauptsächlich mit Pinot Noir bepflanzt. Er ist als einzige Lage des Weinguts nicht direkt an der Felton Road selbst gelegen, sondern ragt auf einer Halbinsel in den Lake Dunstan und ist daher von drei Seiten mit Wasser umgeben. Seine niedrige Höhenlage von 193 bis 202 Metern und die Nähe zum See führen dazu, dass die Trauben von Cornish Point oft zuallererst geerntet werden. Eine Besonderheit besteht darin, dass der Weinberg in 25 Blöcke unterteilt ist und mit 18 verschiedenen Klon- und Unterlagenkombinationen bepflanzt ist. Das ermöglicht eine separate Weinbereitung jeder Parzelle und macht den Cornish Point Vineyard zu einem »Pinot-Experiment«. Die Weine von hier sind besonders intensiv, mit dominierenden floralen und tiefen Fruchtnoten, die sich zu einem immer dunkleren Spektrum hinbewegen.
Bearbeitung der Weinberge und Weinherstellung
Bereits seit 2002 werden alle Weinberge von Felton Road kompromisslos biologisch und biodynamisch bewirtschaftet, dafür erhielt das Weingut 2010 die Demeter-Zertifizierung. 2020 wurden die Weinberge zusätzlich von BioGro zertifiziert. Die Philosophie beruht generell darauf, so wenig wie möglich in den natürlichen Prozess der Reben einzugreifen. Die Reben werden in manueller Arbeit während des Sommers akribisch bearbeitet. Blair Walter möchte immer eine einheitliche, senkrechte Laubwand (VSP) erzielen, die zudem noch von Hand ausgedünnt, positioniert und sanft entblättert wird. Bei Bedarf werden auch die Trauben von Hand ausgedünnt, um eine optimale Fruchtqualität und -konzentration zu gewährleisten. Zwischen den Rebzeilen werden nährstoffreiche Kräuter, Pflanzen und Blumen gesät, um die Vitalität der Reben und die Bodengesundheit zu verbessern. Zudem lockt diese Vielfalt verschiedenste Lebewesen an und sorgt somit auch für mehr bunte Biodiversität. Auch im Keller verfolgt Blair Walter einen »Hands off«-Ansatz: Verwendung vieler ganzer Trauben (mitsamt der Stiele und Stängel), wilde Hefen aus den Weinbergen, Verzicht auf Schönung und Filtration, denn die reduziert auch die Intensität der Weine. Blair konnte zuvor zudem im Burgund und in Oregon viel Erfahrung sammeln und ist überzeugt davon, dem Charakter der Weine und ihres Terroirs so am ehesten gerecht zu werden und deren Persönlichkeit herauszuarbeiten.
Felton-Road-Weine zeichnen sich durch ihre Eleganz, Komplexität und eine außergewöhnliche Fruchttiefe aus. Besonders die Pinots sind absolut herausragend und die Chardonnays beeindruckend. Blair Walter ist ein begnadeter Winzer – seine Weine bleiben mir immer lange im Gedächtnis und sind vergleichsweise mit dem französischen Burgund noch relativ bezahlbar.