Weingenuss ohne den Korken zu ziehen

Seit einer ganzen Weile gibt es dieses System, das den Genuss von reifen und reifenden Weinen vereinfachen soll. Immer wieder stolperte ich darüber. Nun gibt es ab Mitte Dezember bereits das zweite Modell. Weil meine Neugierde mir aber keine Ruhe mehr gelassen hat, habe ich es mir nicht nehmen lassen und den »Vorgänger« getestet. Ich nenne nun also ein Coravin mein Eigen. Und ich will es nicht mehr missen!

Getestet habe ich das Coravin 1000 Wine Access-System, das bei uns inzwischen restlos ausverkauft ist. Aber keine Sorge: Ab Mitte Dezember 2020 gibt es mit dem Coravin Model Two endlich Nachschub – mit neuer, angepasster Optik und verbesserter Bedienbarkeit.

Ich probiere mal kurz etwas Altes …

Soll ich den schon aufmachen? Müsste der nicht noch liegen? Wie der jetzt wohl schmeckt?

Adieu Unsicherheit! Ich finde es einfach heraus – und zwar ohne die Rarität zu entkorken! Nicht einmal die Kapsel muss ich entfernen: Ich setze lediglich das Coravin an und lasse die Doppelhohlnadel in die Flasche gleiten. Mit Betätigen des Hebels wird das Edelgas Argon eingefüllt und munter tröpfelt eine beliebige Menge des Weins in mein Glas. Genug Genuss? Dann lege ich die Flasche zurück an ihren Lagerort und lasse sie darauf warten irgendwann mal wieder angezapft zu werden – ohne ihren weiteren Reifungsprozess zu beeinflussen.

In meiner noch relativ kurzen Weinkarriere habe ich die Vorliebe entwickelt, möglichst viele »ähnliche« Weine in sogenannten Flights zu trinken. Maximierter Lerneffekt bei gleichzeitigem Trinkspaß! Aber wie oft kommt man zu so etwas? Und wie viel Wein geht dabei kaputt? Ein Luxus, den ich mir nur selten gönne. Ab jetzt sieht das anders aus!

Ankunft, Haptik, Anwendung

Das Coravin kommt in einer ansprechenden Verpackung nach Hause, für die sich selbst Apple nicht schämen müsste. Alles wirkt wertig. Das Gerät ist angenehm schwer und vermittelt das Gefühl, dass hier keine billigen Materialien verwendet wurden – was bei solch stattlichem Preis durchaus erwartet werden darf.

Die Handhabung gestaltet sich einfach und nach einem kurzem Blick in die Bedienungsanleitung ist alles klar: Das Ende vom Handgriff durch Drehen abnehmen, die Argonpatrone einlegen, den Schutzbezug der Nadel entfernen … startbereit! Jetzt muss nur noch eine Flasche Wein her, natürlich mit Naturkork. Zum »Anzapfen« das Coravin am oberen Griff festhalten, die Nadel an der Mitte der Flaschenöffnung ansetzen und erst durch die Kapsel, dann durch den Korken stechen. Die angebrachten Klammern halten das Coravin nach erfolgreicher Operation am Flaschenhals fest und man kann bedenkenlos mit einer Hand die Flasche halten, mit der anderen den Schalter betätigen und schon fließt der Wein ins Glas.

 »Coravin – die revolutionierendste Erfindung seit 30 Jahren für einen ganz neuen Weingenuss.«

– Robert Parker, Jr.

Eine ganz neue Idee?

Das Problem mit den Weinen ist ja schon länger bekannt. Einmal geöffnet, sollte man sie in absehbarer Zeit konsumieren. Ein Wiederverschließen und Zurücklegen ist unmöglich – ohne ein Verderben zu riskieren. Bereits länger auf dem Markt existierende Geräte, wie zum Beispiel der »Winaro Winesaver«, haben versucht sich der Sache anzunehmen. Auch bei diesem System wird mit Argon gearbeitet. Klarer Nachteil: Bevor das Argon in die Flasche gelangt, muss der Korken entfernt und der Wein traditionell aus der Flasche ausgeschenkt werden. Bei diesem Vorgang kommt der Wein in der Flasche mit Sauerstoff in Kontakt. Die anschließende Konservierung hilft zwar dabei den Wein etwas länger als normal genießbar zu halten, aber bietet keinen Langzeiteffekt wie ihn das Coravin – ohne Ziehen des Korkens und unter Ausschluss von Sauerstoff – ermöglicht.

Eine Revolution für die Gastronomie

Mal ehrlich: Was bekommt man in den meisten Restaurants, wenn man von den offenen Weinen bestellt? Solides. Oft ausreichend für einen Afterwork-Wein. Aber steht einem der Sinn nach etwas Besonderem, muss man eine Flasche kaufen. Und wo bleibt der Lerneffekt für angehende Weinkenner?

Das »Engel Weincafé« in Bremen arbeitet seit fast zwei Jahren mit dem Coravin-System. Und was bringt das dem Gast? Schon mal vier Spitzen-Baroli von 2007–2009 im Offenausschank gesehen? Von nun an alles kein Problem mehr: Wenn der Gastronom sonst Angst haben musste, eine geöffnete Flasche älteren/teureren Kalibers nicht schnell genug abverkauft zu bekommen, bevor er nicht mehr genießbar ist, kann er nun bedenkenlos die Champions League der Weinwelt zur Einzelglas-Bestellung freigeben. Ich finde das eine wirklich großartige Entwicklung, die den Weingenuss ohne Frage revolutioniert!

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