Große Gewächse: Verkostung in Wiesbaden 2017

Vom 20. bis 22. August im Wiesbadener Kursaal, quasi nicht veröffentlicht, geheim, eben ausschließlich nur 120 geladene Gäste, nur die Crème de la Crème des internationalen Handels und die weltbesten Journalisten. Einfach DIE allerbeste Probe der Welt in diesem sagenhaften Ambiente und perfekter Organisation und Service!

1. Tag Spätburgunder

Kesseler überzeugt mit einem süßen, saftigen, cremigen Schlossberg und 94 Punkten. Sein 15er Höllenberg ist gar Weltklasse, burgundisch, kirschig, Schieferterroir, perfekt dezentes Holz, intensiv und doch sooo elegant. 96–97/100
Dagegen fallen die Staatsweingüter gezerrt total ab, Künstlers Höllenberg und Kaufmann sind zwar Verfolger, aber letztlich krautig und ohne Charme, dafür zu viel Holz.

Sankt Antony besticht mit einem grandiosen Paterberg 2015 und 94–95 ganz klar vor Kranzberg und 92–93.
Kellers 2014er Morstein hat mit Abstand die meiste Kraft, ein unglaubliches Konzentrat mit sensationellem Terroirabdruck. Allein fehlt der süße Charme des Jahres ’15, deshalb trotz größter Power und Intensität mit 95+ in Bezug auf die Trinkfreude und saftigen Fluss knapp hinter Antonys Paterberg 2015.

Philipp Kuhns 2014er Kirschgarten ist fein und burgundisch, tänzelnd, Finesse. Etwas mehr Bums und er wäre groß, kommt sicher nächstes Jahr.
Knipsers 13er sind arg überholzt, trotz Power deshalb nicht schön.
Rebholz Sonnenschein 2012 erstaunlich saftig, frisch und geschmeidig, nur minimal gezerrt, aber schon gut mit 93/100.
Rings Saumagen 2015er hat zwar viel Holz aber tolle Struktur, mit 94+/100 sehr überzeugend, den muss ich im Auge behalten!
Dann Friedrich Becker mit einer grandiosen 14er-Serie. Kammerberg wie ein burgundischer Gevrey mit sehr klassischer Ausrichtung und 94/100, Sankt Paul als saftig süßer cremig leckerer kirschiger femininer Gevrey und 95–96, schon jetzt ein Hochgenuss, und final der kraftvoll verschlossene Heydenreich als großer maskuliner Vosne Romanee und 96–97+. Der Wein braucht viel Zeit. Was für ein grandioser Erfolg für 2014. Fritz Becker ist der Superstar der Pfalz und mit Huber, Fürst, Ziereisen und Molitor wohl ganz Deutschlands.

2015 Paul Fürst. Der beste Jahrgang von einem der fünf besten, manchmal gar dem allerbesten Rotweinwinzer des Landes. Ein unendlich saftig, cremiger, grandios kirschig burgundischer offener Centgrafenberg GG bestätigt mit 96+ seine Fass-Frühform. Schlossberg ist ein verschlossener Terroir-Riese, so viel Kraft und Mineralik. 97–99/100. Der Hundsrück ist zwar noch zu und braucht wie der Schlossberg 10 Jahre, aber unendlich delikat, ein Mittelding aus Chambolle und Volnay, superbe Weltklasse mit 98–100. Der darf zusammen mit dem Schlossberg gern blind in eine Grand Cru Probe im Burgund. Da bin ich mal gespannt ob Hubers 15er mitkommen.

2015 ist Julian Hubers erster alleinverantwortlicher Jahrgang von der Blüte bis zur Füllung. Was für ein grandioses Jahr dazu. Besser gehts nicht. Der grandiose, schicke, elegante Wildenstein ist feinster, und doch konzentrierter Musigny aus Chambolle, klar 99–100/100. Knapp dahinter mit 98–99+ der Terroirhammer Schlossberg mit tiefgründigem Charme, Pommardstil in grandioser Ausprägung. Der unendlich saftige Bienenberg ist sooo charmant und lecker, ein offener Gevrey mit Chambolle, oder ein femininer Vosne Romanee. Kirsche in roter und süßer Form bis zum Abwinken. 96–97+/100 stellt er locker dar. Was für ein coming out!
Fritz Keller zeigte mit 94/100 einen für ihn best ever ’15 Eichberg und mit 96+ einen noch besseren Schlossberg. Grandios, alle Achtung! Auch Berchers 15er Feuerberg war auf dem Niveau mit 94+/100. Joachim Hegers 15er Häusleboden hat viel Holz und braucht sicher 5–10 Jahre auf der Flasche, aber er ist knapp vor Fritz Kellers Schlossberg mit 96–97 der ernsthafteste Verfolger von Huber. Burgundisch, kirschig, rauchig, aber letztlich nicht ganz in Hubers Liga, der zusammen mit Fürst fürs erste den Vogel deutscher 2015er Pinot Noirs abschießt. Aber Fritz Becker, Molitor und Ziereisen kommen mit ’15 ja erst die nächsten Jahre, warten wir mal ab.

Ernst Dautel überzeugt klar vor Neipperg voll mit 94 und 93 Punkten, 2015er Lagen Forstberg und Schupen. Wenn Württemberg immer so wäre, sollte man Dautel sicher ins Programm nehmen. Sehr fein und burgundich, lecker und saftig mit Trinkfluss.
Aldinger ist mit seinen 15ern auch in dieser Liga von Dautel, auch 94–95 Punke für die Lage Lämmler, sehr konzentriert, weniger saftig und charmant als Dautel, weniger Trinkfluss, eher auf der Powerseite. Wohl der beste Pinot Württembergs?! Kaufen? Ja vielleicht ... Schnaitmann mit 92 endet wie der mit 93 wirklich sehr ordentliche Ellwanger Linnenbrunnen und 91 für Neippergs Schlossberg auf den guten Plätzen hinter den beiden Besten. Alle Achtung Württemberg!
Auch und gerade im Lemberger/Blaufränkisch Deutschlands Topregion.
Auch hier ist Aldingers Lämmler 2015 klar der beste Wein und mit 94+ ein echter Kaufgrund. Schnaitmann nach Dautels 93/100 mit ebenfalls 94 nur ganz knapp dahinter. Tolle 2015er. Wären der nur für uns erzeugte Blaufränkisch von Hirth und Rheinhessens St. Antonys Blaufränkisch nicht so genial, man könnte darüber nachdenken. Toll die Herren Aldinger und Schnaitmann!

Ja, Meyer Näkel hat 2015 sogar Kirsche statt Erdbeere, auch das Holz passt, ein 93 Punkte Sonnenberg, klar vor seinen anderen Lagen. Wäre das immer so gut wie 2015, man könnte drüber nachdenken, nur im allgemeinen ist die Ahr und MN zu deutsch in der Frucht und dafür arg teuer.
Stoddens Herrenberg 2015 vom Schiefer ist ebenfalls sehr schiefrig, schwarz, konzentriert, 95 Punkte. Wer schwarze Schieferstilisktik will, greife hier zu oder warte bis der Schiefersuperstar Markus Molitor von der Mosel mit 2015 rauskommt. Molitors 13er rote Topweine sind jetzt schon klar besser als alles was die Ahr insgesamt je gezeigt hat.

Rudolf May zeigt mit seinem Powerwein GG Himmelspfad so unglaubliche Kraft und Dichte, dass ich glaube, selten so viel gewaltige Intensität im Silvaner probiert zu haben. Horst Sauer mit dem best ever kraftvollen Megastoff Am Lumpen und 98 Punkten ist phenolisch bitter, druckvoll und klar frischer und saftiger, der riesige Wein gehört 5–10 Jahre weggesperrt. Michel Teschke aus Rheinhessen ist mit seinen zwei Topweinen unendlich subtiler und graziös raffinierter. Fast eine eigene Welt im Silvaner, besser und individueller geht es für mich nicht. Aber der Druck des saftig trinkigen Himmelspfad ist doch auch verblüffend. 96–97 klar verdient! Juliusspital, Bürgerspital, Wirsching und der große Kallmuth von Löwenstein sind sämtlich doch chancenlos gegen die großen 3 im Silvaner.

Ganz ehrlich gesagt ist nur Baden interessant. Da Huber aus Baden und Becker aus der Pfalz nicht am Start sind, auch Topwerte der Nahe fehlen und Ziereisen nicht im VDP ist, wird es aber in Bezug auf Weltklasse eng. Hegers Bester, der Gras im Ofen fehlte auch, und so war sein Winken Rappenecker mit 93+ der Primus vor Berchers Feuerberg. Also nichts dabei, was sich mit dem auch in großen Teilen aus Pinot Blanc bestehenden Corton Charlemagne messen könnte. Und Grauburgunder gibt es für mich in der Weltelite auch nach dieser Probe nur den Jaspis von Ziereisen. Weit vor Hegers 93 Punkten anständigem aber etwas plumpen Schlossberg. Sein Gras im Ofen fehlte. Schade.

Jetzt aber, die Julian Huber Festspiele zweiter Teil. Bienenberg und Schlossberg. Puligny Montrachet, jetzt genannt Bienenberg, 2015 mit Eleganz und Kraft, Fett und Frische zugleich. 95 Punkte.
Der 2015er Schlossberg ist frischer und noch viel raffinierter, schon Richtung Comte Lafon gehend. Pinke Grapefruit mit Mango, Papaya und Nektarine, ein Hauch süße Orange, Kumquat und Sanddorn. Großes raffiniertes Kino. 98+ Punkte hat er sich ganz sicher verdient. So ist Chardonnay in voller Grandiosität. Hegers 15er Chardonnay Gras im Ofen ist auch toll, stilistisch aber ganz anders. Mehr Caramelle und Brioche, mehr weiße Frucht, cremig und schmelzig, überaus lecker, eigentlich der perfekte Weißburgunder mit 96–97 Punkten. Begeisternd!

2. Tag, Montag, 21. August: Riesling in Pracht und Herrlichkeit. 2016 ist der beste Rieslingjahrgang meiner Erfahrungswelt.

Den Tag mit 4 × Heymann-Löwenstein zu beginnen hat was. Das Ende der Mosel on Terrassen vor der Mündung in den Rhein. 98–99+ Power und Komplexität des Röttgen, besser noch als zur Fassprobe. Nur kurz dahinter, der in Fasszeiten von mir immer unterschätzte Laubach. Roth Lay liegt noch im Fass, in Relation zu Röttgen und Laubach wird er dann sicher 100 erreichen. Löwenstein ist von der Flasche dieses Jahr klarer und eindeutiger als vom Fass. Groß!

Ernie Loosen direkt danach. Man denkt diese Finesse geht nicht nach Löwenstein? Aber wohl! Glatte 100 für Loosen best ever Prälat, genial und gigantisch und unendlich lang und komplex in traumhaftem Spiel. Geht Mosel besser? Glaub ich nicht.
Das Treppchen schick und lecker und mit perfektem Spiel und 97+. Würzgarten wird mit toller Kraft-Würze und 98 seinem Namen gerecht. Dann leckerster Apfel in Phenolik und unendlicher Länge und Charme. 98–100 für die Wehlener Sonnenuhr. Gleichauf das noch zartere, total verspielte Himmelreich, unendlich fein, das sogar Liesers Himmelreich, man staune, gerade in Feinheit und filigraner Finesse verblassen lässt, dafür ist Liesers 98+ irre mineralisch, wahnsinnig unterschiedliche Weine. Mann Ernie Loosen, was für eine grandiose Bestätigung der Fassprobe im März. Chapeau!

Auch Liesers Helden besticht mit irrer Mineralik, fast ein Powerwein, mit 98–99+ klar Liesers bester Wein, das ausdrucksstarke Goldtröpfchen muss da mit 96+ hinten anstehen.

Fritz Haags Juffer zeigt Schmelz und hohe Intensität, auch kraftvolle Phenolik, das passt gut und bekommt 96 Punkte. All diese leichte aber eindrucksvolle Rustikalität ist dann in seiner verspielten, etwas süßeren und raffinierteren Sonnenuhr der totalen Finesse gewichen. 98–100 für ein tolles GG.
Wegeler, Haart und Grans Fassian, die Begleiter dieser Flights, waren auch sehr stimmig und mit bis 94 durchaus beachtlich schön.

Dann die Ruwer. Der wieder erstarkte Karthäuserhofberg ist nach dem Führungschaos wieder in der Spur, bei erstaunlich moderater Säure unendlich fein und vielleicht etwas zu leicht mit 96 Punkten, etwas mehr Power dürfte ein GG aber haben. Dann die andere Liga. Abtsberg von Maximin Grünhaus. Da kommt die Kraft zur Finesse, komplex und seeehr lang. 99–100 bei raffiniertem Spiel. Der Herrenberg mit 95 etwas rustikaler. Nick Weiss vom Urbanshof brilliert mit seinem Saarwein und 98, sein Moselwein Laurentiuslay mit 92 weit abgeschlagen.

Van Volxem zeigte eine beachtliche 5er Serie GGs, wie immer kraftvoll und komplex dicht, aber mit nur etwas moderaterer Brillanz und Finesse. Zwischen 95 und 96, ganz tolle Weine. Ein toller Weg der Kraft und Dichte, den aber meines Erachtesns Lauer und Löwenstein immer noch etwas überzeugender beschreiten. Aber best ever van Volxem ganz sicher.

Peter Jakob Kühn zeige mit 2015 Doosberg und Nikolaus die ganze reife und intensive Kraft der 2015er Rheingauer. Nikolaus fast druckvoller und raffinierter als der ultradichte und komplexe Doosberg. Irgendwo zwischen 97–100 liegen beide.
Weils 2016er Gräfenberg bestätigte mit 97–100 seine Frühform aus dem März, einfach hochkomplex und fein.

Der neue Shootingstar aber ist Achim von Oetinger. Mit Siegelsbergs 98–99+ und glatten 100 für seinen Marcobrunn war er der lonley Star dieser Lagen und des 2016er Rheingaus insgesamt. So unendlich komplex und zugleich brilliant strahlend. Ja mein lieber Achim, du bist ganz oben im Rheingau angekommen und darfst dich mit Kühn und Weil aufs Podest stellen. Beachtlich war noch Jakob Jung, die Weine werden von Jahr zu Jahr besser. Auch Balthasar Ress mit genialer Phenolik und Johannisbeere ist ein Star, der mit Jung bald auch in der ersten Reihe sein könnte.

Toni Jost und Matthias Müller. Mein Lieblingswinzer Florian Weingart ist ja nicht im VDP. Müller ist mit 91 und 93 lieb und brav, aber Toni Jost zeigt mit 94/100 einen spannenden, aber zu süßen Im Hahn.

Dönnhoffs opulentes, exotisch kraftvolles Dellchen eröffnete das famose Spiel. Unendlich lecker, überwältigend schön und charmant. Glatt 100, einfach ein sagenhaft toller und langlebiger Genusswert der Extraklasse.

Caroline Diel bestätigte nachdrücklich, dass der außergewöhnliche Powerwein Goldloch 2016 mit 97–100 klar vor dem zarten, etwas weniger komplexen Pittermännchen und 96 Punkten liegt.

Hermannsberg hatte mit der sehr feinen 15er Bastei und 97+ etwas das Nachsehen. Das konnte aber mit dem unendlich feinen und komplexen 15er Hermannsberg mit glatt 100 und der verspielt kraftvollen, eleganten 15er Kupfergrube und 98–100 mehr als ausgeglichen werden. Best ever, ich bin geflasht, ein so lautes Jahr wie ’15, so unendlich raffiniert und fein in die Flasche zu bringen. Die zwei Jahre Fass sind echt der Bringer, Chapeau Karsten Peter! Selbst die kleineren GGs aus 2016, Steinberg, Felsenberg und Rotenberg, beeindrucken mit zweimal 96 und 95 Punkten.

Selbst die 16er Dönnhoffsche Hermannshöhle muss gegen Hermannsberg ’15 kämpfen, schafft es aber mit unendlicher, raffinierter Komplexität auch auf glatte 100 wie das Dellchen. Dass das direkt daneben stehende, extrem mineralische Felsenberg Felsentürmchen mit 98–99 etwas dahinterliegt, ist vielleicht der Probenanordnung geschuldet.

Schäfer-Fröhlich spielt stilistisch in einer ganz eigenen Liga. So ganz anders als Megastar Dönnhoff oder Finessemeister Hermannsberg. So brillant, strahlend und durchdringend, ja, rasiermesserscharf intensiv. Die Kupfergrube und der Felsenberg eröffnen mit toller Sponti-Note und grandioser Mineralik und 97 bzw. 98+ den Reigen. Sein Frühlingsplätzchen ist ungeheuer raffiniert und hintergründig, dabei unendlich blumig und charmant. 98–100 ganz klar, vielleicht mehr. Halenberg ist ein mineralischer Purist mit messerscharfer Mineralik. 99–100. Gleichartig mit glatt 100 der Steinhammer Stromberg. Das Felseneck ist unendlich raffiniert, mineralisch und fruchtig und blumig zugleich, einer der besten Weine des Jahres. Glatt 100.

Schönlebers mineralischer Halenberg und das irre pikante Frühlingsplätzchen geben sich aber mit 98–100 und 97–100 nicht so einfach geschlagen. Best ever hier?!
Crusius, Krueger Rumpf und Bapt. Schäfer schlagen sich in diesem Sensationsjahr achtbar mit bis zu 94 Punkten.

Sankt Antonys Hipping eröffnet von oben. Soviel warmer roter Stein, Sanddorn und Kumquat, Orange und Mango, fast ein Touch Chardonnay, Quitten und roter Pfirsich dazu, komplex und vor allem delikat und lecker. 99–100 Genusspunkte.

Kühling Guillot und vor allem der sehr komplexe und raffinierte Schätzel mit 96–98/100 sind aber nahe dran. Schätzel bestätigt diese erste Verfolgerstellung mit einem spannenden Pettenthal und 97–98/100, der sich aber Kellers extrem raffiniertem Pettenthal klar mit 99–100 beugen muss.

Wittmanns Aulerde bestätigt für mich seine etwas brave Klasse, seit zwei Jahren nun finde ich den Ortswein aus Westhofen spannender. Dafür geht beim Kirchspiel die Post ab. Erst der etwas bäuerliche Wein von Groebe, dann geht bei Wittmann die Sonne der verspielten, weißfruchtigen Komplexität auf. 98–100 und sooo viel Genuss. Schon voll da. Dann folgt ein unendlich feines, fast saarartiges Brunnenhäuschen. Wow, so unendlich raffiniert. Glatt 100? Jaaa!!! Philipps Morstein zeigt deutlich mehr Kraft und ist ebenfalls raffiniert und komplex, mineralischer und fruchtstärker zugleich. Und doch komplex, fein und raffiniert. Beide Weine unterschiedlich aber gleich gut. Nur der La Borne aus der Versteigerung, die Hochlage des Morstein, war im März noch besser. Wittmann zeigt im zweiten Jahr nacheinander die beste Serie. Natürlich auch weil Klaus Peter Keller nur wenige seiner Traumweine hier anstellt. Sein Hubacker ist sooo intensiv. Auch ohne Frage 99–100.
Das tolle in Rheinhessen, Battenfeld Spanier fällt mit 98 für den Schwarzen Hergott wie zuvor Kühling Guillot und Schätzel nicht ab, diese Region ist ohne jegliche Ausnahme echt der wahre Wahnsinn!

Sauer und Fürst sind die Stars. Und so anders. Fürst mit seine roten und kalksteinigen Böden entspricht in der Ausprägung viel mehr dem Rheingau. Unglaublich reintönig und strahlend ist sein Centgrafenberg. Grandioser Stoff und einer der besten Weine aller GGs und glatte 100.

Aber, jetzt mein Erstaunen, der auf ganz anderen Böden, im Süden liegende Sauer, präsentiert wie im März diese unendliche Power, jetzt aber auch süße und schön frische Zitrusfrucht dazu. Viel besser als im März und mit 98–100 ein Traum-Powerwein. Rainer Sauer hat mit seinem echt netten GG von gleicher Lage dagegen keine Chance. Die Würzburger 16er sind sämtlich echt gut und lecker, auch Wirsching und Schmitts Kinder sind wie Löwenstein safe und sehr gut. Tolle Region Franken!

Philipp Kuhn eröffnet mit einem glasklaren und strahlenden Saumagen, Stein und Frische und süße Frucht zugleich. Das ist sein bisher bester Wein überhaupt, fast überwältigend. Erstmalig glatte 100? Sein schwarzer Hergott ist gleichauf mit Kirschgarten, aber mit 97–98 klar dahinter. Rings zeigt auch einen überzeugenden Saumagen, das Weingut muss man beachten! Knipser im gleichen Flight ist traumhaft köstlich.

Dann blind nebeneinander 5 GGs aus deutschlands kraftvollster Lage überhaupt: Pechstein! Mosbacher und Magin sind zu rustikal, fallen raus. Aber Bassetmann ist mit 97 echt stark. Buhl und Winning haben bei unterschiedlicher Ausprägung beide glatt 100, irrer Stoff. Buhl knochentrocken und nur etwas Holz, puristisch, Winning 5 Gramm Restzucker und mehr Holz und immens saftig dazu, barocke Kraft. Das ist wie Domaine Leflaive gegen Comte Lafon.

Winnings Jesuitengarten ist noch schmeichelnder, noch leckerer, zum reinspringen schön. 99–100/100. Und dann ganz überraschend Christmanns Versteigerungs GG Ölberg Kapelle. Die große Pfälzer Klarheit, ganz sauber und gerade, super definiert. Ein wahrer Langläufer, in 10–15 Jahren der Megastar. Ganz sichere 100 und ebenso bewertet, und glasklar wie der grandios präzise Idig, supersauber botrytisfrei, so klar in weißer Frucht, ein grandios burgundischer Stil, Corton Charlemagne, nur schlanker und frischer. Steffen Christmanns bester Idig bisher. Zwei der besten Weine der Pfalz in der typischen Christmann-Stilistik der Böden um Gimmeldingen – ganz eigen.

Dann fünf mal Kirchenstück, Deutschlands teuerste Lage und wie Pechstein, Jesuitengarten, Freundstück und Ungeheuer aus Forst, Deutschlands bestes und teuerstes Weindorf. Bürklin und Buhl und Winning, alle Superstars treten an. Magnin und der sehr starke Bassermann mit 98/100 gehen im Finale raus. Der Flight ist der absolute Wahnsinn. Der Barockfürst Bürklin ist einfach in Purpur gehüllt und mit Diamanten geschmückt, der korpulente König bei seiner Krönung. Minute um Minute eindrucksvoll verbleibend. Daneben der wahnsinnige Purist Buhl, der beste und kraftvollste Baletttänzer der Welt. Und dann Winning, ein Traum, eine Ode an Frucht und Eleganz zugleich. Bessere drei Rieslinge hatte ich in meinem Leben noch nie in einem Flight! 3 × 100 ist klar, aber die drei Weine sind einfach das Beste des Jahrgangs. Nix gespuckt, alle drei mit ungeheurer Freude genossen.

Jetzt wirds schwer, aber Forster Ungeheuer ist ja auch toll.
Bassermann als Erster setzt mit 97 extrem komplexe Maßstäbe. Wow! Ich werde bald dieses dritte Weingut (neben Buhl und Winning) des verstorbenen Achim Niederberger aufnehmen müssen.
Der athletische Buhl kann ihn mit 97–100 zwar noch zähmen, aber das ist schon nah beieinander. Winning ist mit 98–100 der charmante Strahlemann daneben. Köstlich elegant.

Dann zeigt von Buhl das 2015er Freundstück. Ein karamellig orangiger Blumenriese. Total durchgegoren und doch traumhaft süß aus dem Extrakt. Perfekt. Die direkte Nachbarlage des Kirchenstücks. Betörend! Glatt 100, einfach ungehuerlich grandios und cremig charmant dazu. Als 16er setzt in diesem Flight Winnings Kalkofen Maßstäbe. Frisch und fein schwebend, betörend und filigran bei warmer Frucht. 97–100. Bassermanns Kalkofen ist zwei Punkte dahinter. Der Überflieger aber mag Bürklins barocker 2015er Kalkofen sein. Etwas fett, aber riesig. 98–100.
Einen für mich überraschenden Achtungserfolg erzielt Rebholz. 98–100 für einen überragend pikant komplexen Kastanienbusch und 97–98 für Ganzhorn im Sonnenschein. Toll Herr Rebholz!

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